Kurz-Protokoll 187. Verhandlungstag – 25. Februar 2015

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Am 187. Verhandlungstag sagen zwei Zeugen aus, die zur Zeit des Untertauchens der drei in der Chemnitzer Neonazi-Szene aktiv waren. Entsprechend werden sie zu Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe und deren Finanzierung befragt, zu Waffen in der Chemnitzer Neonazi-Szene und Blood & Honour befragt. Beide Zeugen wurden auf Antrag der Verteidigung Wohlleben geladen.

Zeugen:

  • Gunter Fiedler (Erkenntnisse zu Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe, Wohlleben, Nazi-Szene Chemnitz)
  • Jörg Winter (Erkenntnisse zu Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe, Wohlleben, Nazi-Szene Chemnitz, Blood & Honour)

Der erste Zeuge des Tags ist Gunter Fiedler, dieser erzählt: „Es war schätzungsweise 1998 gewesen, da bekamen ich und mein Bruder einen Anruf von einem gewissen Herrn Starke, wir sollten drei Leute aufnehmen, die bräuchten eine Unterkunft. Wir haben die abgeholt mit dem Auto und sind zu einer Bekannten [Mandy Struck] gefahren, weil bei mir war es nicht möglich, und haben die gefragt, ob sie eine Möglichkeit hätte. Und die sind dann in der Wohnung von ihrem Freund untergekommen.“ Götzl: „Wer waren die Personen?“ Fiedler: „Das war die Beate und die zwei Uwes.“ Fiedler sagt, sie hätten diese Personen noch ein paar Mal in der Wohnung besucht und dann habe sich der Kontakt aufgelöst. Er habe sie mit seinem Bruder besucht, er habe danach von niemandem erfahren, wie es weiterging. Fiedler sagt, er sei „mit dem Thema diskret umgegangen“, deswegen habe er mit niemanden darüber geredet. Götzl fragt, ob die drei Unterstützung finanzieller oder sonstiger Art von Fiedler gebraucht hätten. Fiedler: „Ich bin gefragt worden, ob sie einen Reisepass auf meinen Namen machen können.“ Götzl: „Und was haben Sie gesagt?“ Fiedler: „Ja habe ich gesagt.“ Es seien ein paar Monate vergangen und er habe gemerkt, dass sie nicht ins Ausland gehen, so Fiedler weiter. Er habe sich den Reisepass wieder aushändigen lassen und ihn vernichtet. Götzl: „Wessen Bild war in dem Reisepass?“ Fiedler: „Von einem der beiden Uwes.“
Götzl fragt, wie Fiedler zur „88er“-Szene gestanden habe. Fiedler: „Das ist ein Aufnäher auf einer Jacke gewesen, viel mehr war das nicht.“  Auf Nachfrage sagt er, das seien ein paar Freunde gewesen, die zusammen Bier getrunken hätten, auf Feiern gefahren seien. Götzl fragt, ob Waffen in den 90er Jahren, Anfang 2000 in der Chemnitzer Szene ein Thema in Gesprächen gewesen seien. Fiedler: „Nee, nie.“
Götzl fragt dann, ob Fiedler Wohlleben gekannt habe. Fiedler: „Nein.“ Götzl: „Überhaupt nicht?“ Fiedler: „Nein.“ Götzl fragt nach Schultze. Fiedler: „Auch nicht.“ Dann fragt Götzl, ob Fiedler Eminger kenne. Fiedler: „Ja, von früher.“ Von Konzerten und Feiern, so Fiedler auf Nachfrage, Ende der 90er.

Es folgt der Zeuge Jörg Winter. Götzl sagt, es gehe darum, ob Waffen in der „88er“-Szene ein Thema waren, ob Winter etwas über Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe in Chemnitz 1998 gewusst habe und ob das in Chemnitz in der Szene Gesprächsthema gewesen sei. Außerdem gehe es darum, ob es finanzielle Unterstützungen gab, auch in Zusammenhang mit B&H. Und es gehe um Wohlleben.
Götzl sagt, man könne mit Böhnhardt, Mundlos, Zschäpe beginnen, ob Winter die kannte. Winter: „Nicht bewusst.“ Götzl: „Wissen Sie was darüber, ob die drei Genannten 1998 sich in Chemnitz aufgehalten haben?“ Winter: „Weiß ich nichts.“ Götzl fragt, ob Winter etwas zu B&H Sachsen sagen könne. Winter: „Da war ich Mitglied.“ Götzl: „Seit wann?“ Winter: „Seit 1998.“ Götzl: „Wie lange waren Sie Mitglied?“ Winter: „Wir sind ja 2000, noch vor dem Verbot, ausgetreten aus der Division Deutschland. Waren vom Verbot nicht betroffen.“ Götzl fragt nach dem Grund. Winter: „Interne Streitigkeiten. Es gab persönliche Differenzen mit anderen Sektionen und da haben wir gesagt, gut, treten wir aus.“
Götzl: „Mir geht’s auch um das Thema Waffen in der Chemnitzer Szene, den Zeitraum 90er Jahre, 2000, 2001. Was können Sie dazu sagen?“ Winter: „Das Thema Waffen war bei uns nie Gesprächsthema. B&H war eine reine Musikbewegung.“
Götzl: „Und Sprengstoff?“ Winter: „Da weiß ich worauf sie rauswollen, hatte aber nichts mit der Chemnitzer Szene zu tun. Starke hatte mich gefragt, weil er experimentieren wollte. Da habe ich es ihm gegeben. Aber da war nie die Rede von der Weitergabe an Dritte.“ Götzl fragt, wie das abgelaufen sei. Winter: „Das wird vielleicht so ’96 gewesen sein, da hat er mich gefragt, weil er ein bisschen experimentieren wollte. Und da hab ich ihm was gegeben, weil ich ein bisschen was besessen habe und das nicht gebraucht habe.“ Götzl fragt, worum es gegangen sei, welche Art Sprengstoff. Winter: „Um TNT, vielleicht eins, zwei Kilo.“ Götzl fragt, ob Winter wisse, was man zur Zündung benötigt. Winter: „Ich habe erfahren, dass man dazu Zünder braucht, hatte ich aber keine.“ Götzl: „War der Umstand, dass man einen Zünder braucht, nochmal Thema zwischen Starke und Ihnen?“ Winter: „Wie er ausgesagt hat, muss er mich Mundlos oder Böhnhardt, wie ich beim BKA erfahren habe, vorgestellt haben und einer der beiden muss mich gefragt haben, ob ich Zünder habe.“ Auf Nachfrage sagt Winter: „Das wusste ich gar nicht mehr. Das hat man mir beim BKA erzählt, dass mich Starke bei der Geburtstagsfeier Werner vorgestellt hat. Ich wusste das gar nicht mehr.“
Götzl: „Kennen Sie Wohlleben oder kannten Sie ihn früher?“ Winter: „Nein, also kenne ich auch nicht persönlich. Zumindest nicht bewusst.“ Götzl: „Und Eminger?“ Winter: „Den kenne ich.“ Auch von Konzerten und Partys, so Winter auf Frage, seit Ende der 90er Jahre: “ Verhandlungstag endet um 16 Uhr.

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