NSU-Watch Aufklären & Einmischen #72. Vor Ort mit Abdul S., Kristin Pietrzyk und Ursel. Gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt im Saarland. Schwerpunkt: Der Mord an Samuel Yeboah am 19. September 1991.

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In Folge #72 von NSU-Watch: Aufklären & Einmischen. Der Podcast über den NSU-Komplex, rechten Terror und Rassismus“ ist Folge #21 der Podcastserie mit dem VBRG e.V. „Vor Ort – gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt“ zu hören.

Der Mord an Samuel Kofi Yeboah am 19. September 1991 und der 18-fache Mordversuch an den Bewohnern einer Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis (Saarland) stehen im Mittelpunkt der Folge #21 von „Vor Ort“. Im Gespräch mit Abdul S., Überlebender des Brandanschlags am 19. September 1991, Rechtsanwältin und Nebenklagevertreterin Kristin Pietrzyk und Ursel, einer antirassistischen Aktivistin aus dem Saarland, geht es um den langen Kampf um eine Aufklärung zu den mutmaßlichen neonazistischen Tatbeteiligten des Brandanschlags und des Mordes an Samuel Kofi Yeboah, um drei Jahrzehnte währende Straflosigkeit für schwerste rechte Gewalttaten, um verweigerte Akteneinsichten, die Kriminalisierung des Gedenkens und um die Notwendigkeit solidarischer Unterstützung.

Am 19. September 1991 verübten mutmaßlich neonazistische TäterInnen mitten in der Nacht einen Brandanschlag auf ein Wohnhaus in Saarlouis (Saarland), in dem 19 Menschen lebten. Samuel Kofi Yeboah gelang es nicht mehr, sich vor den Flammen zu retten; er starb an den Folgen schwerster Verbrennungen. Abdul S. und 17 andere Männer überlebten zum Teil erheblich verletzt und traumatisiert. Abdul S. beschreibt im Podcast, dass die Überlebenden lediglich ein einziges Mal von den Ermittlungsbehörden vernommen wurden und ansonsten bei der Bewältigung der physischen und psychischen Tatfolgen von den Behörden des Saarlandes komplett im Stich gelassen und teilweise abgeschoben wurden. Auch als die Generalbundesanwaltschaft im Jahr 2020 überraschend das Ermittlungsverfahren neu eröffnete und Durchsuchungen bei mindestens sieben Neonazis anordnete, die von Antifaschist*innen seit 1990 als mutmaßliche Täter und Strippenzieher des Brandanschlags benannt wurden, wurde Abdul S. nicht von den Strafverfolgungsbehörden informiert. Antirassistische und antifaschistische Gruppen im Saarland und der Saarländische Flüchtlingsrat rufen in diesem Jahr – wie schon in den Vorjahren – zu einer Gedenkdemonstration für Samuel Yeboah auf, diese wird am 18. September 2021 stattfinden. Ihre Bemühungen, mit einem Gedenkstein am Rathaus in Saarlouis einen würdigen Ort des Gedenkens zu schaffen, wurden von den Strafverfolgungsbehörden kriminalisiert.

Im Mittelpunkt der Podcastserie „Vor Ort“ stehen Analysen, Beispiele und Hintergründe dazu, wie Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt den Alltag vieler Menschen beeinträchtigen und beeinflussen. Und natürlich die Frage der Solidarität.

Links und Literaturtipps zum Podcast:

Pressemitteilung vom 18.9.2021: Überlebende und Nebenkläger fordern Aufklärung zum Mord an Samuel Kofi Yeboah am 19. September 1991 in Saarlouis

Flüchtlingsrat Saarland: 30. Jahrestag des rassistischen Mords an Samuel Yeboah: Kein Schlussstrich – Aufklären – Einmischen – Konsequenzen ziehen

Antifa Saar, Projekt AK

Antifaschistisches Infoblatt Nr. 130/ 1/ 2021: 30 Jahre nach dem Mord an Samuel Yeboah in Saarlouis

Antifaschistisches Infoblatt Nr. 47 / 2. 1999 Bombenanschlag gegen die Wehrmachtsausstellung in Saarbrücken

taz: Versuchter Anschlag auf PDS-Büro 1990 – Ermittlungen 30 Jahre später