Kurz-Protokoll 197. Verhandlungstag – 14. April 2015

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Dieser Verhandlungstag beginnt erst am späten Nachmittag, da der Angeklagte Holger Gerlach laut eigener Aussage den Termin verwechselt hat und zunächst anreisen muss. Danach sagt ein BKA-Beamter zu Ermittlungsergebnissen bezüglich der Fahrzeuganmietungen des NSU aus. Darauf folgen Zeug_innen der Banküberfälle in Stralsund.


Zeug_innen:

  • Michael Mo. (KHK, BKA, Ermittlungen zu Fahrzeuganmietungen)
  • Wiebke Gr. (Banküberfall in Stralsund am 7.11.2006)
  • Regina Gr. (Banküberfall in Stralsund am 7.11.2006)
  • Julia Ro. (Banküberfall in Stralsund am 7.11.2006)
  • Sabine Bo. (Banküberfall in Stralsund am 7.11.2006 und 18.1.2007)
  • Sven Kr. . (Banküberfall in Stralsund am 18.1.2007)
  • Ines Re. (Banküberfall in Stralsund am 18.1.2007)

Der Prozesstag beginnt mit der Einvernahme des Zeugen Mo. Götzl sagt, es gehe um KFZ-Anmietungen, Auswertungen von Kassenunterlagen von Unternehmen und den zeitlichen Bezug zu Straftaten. Mo.: „Ich war zu der Zeit betraut mit den Fahrzeuganmietungen bzw. der Erhebung und Auswertung der Mietunterlagen und habe dann eine Aufstellung gefertigt, wo die Mietzeiträume mutmaßlichen Straftaten gegenüber gestellt wurden.“  Bei den Firmen seien Unterlagen gesichtet worden und es hätten dann im Endeffekt 65 Fahrzeuganmietungen für 2000 bis 2011 festgestellt worden können. Bei den 65 Anmietungen habe es sich um 17 Wohnmobile und 48 PKW-Anmietungen gehandelt. Die ersten drei Fahrzeuganmietungen 2000 bis 2003 seien auf André Eminger, Johanngeorgenstadt, getätigt worden, alle restlichen auf die Personalien von Holger Gerlach, jeweils mit der aktuellen Meldeanschrift.

Dann folgt die Zeugin Wiebke Gr. Götzl sagt, es gehe um einen Überfall auf ein Geldinstitut in Stralsund am 07.11.2006. Gr. berichtet: „Meine Mutti und ich wollten für mich ein Konto eröffnen.“ Der Termin sei gegen 17 Uhr gewesen. Nach dem Termin seien sie kurz in der Bank verblieben, da sei schon der erste Mann rein gelaufen und habe gerufen: „Alle auf den Boden“. Es habe sich nicht jeder sofort hingelegt, da habe der in die Luft geschossen. Der zweite Mann sei dunkel gekleidet gewesen, der erste habe eine rote Wetterjacke angehabt. Der dunkel Gekleidete habe nach der Kassiererin gerufen. Die habe den Tresor aufgeschlossen und der Mann habe sich aufgeregt, dass da nicht mehr drin ist. Der Rote habe gerufen, dass es doch schneller gehen müsse. Die hätten das Geld in eine Plastiktüte getan und seien wieder raus. Gr.: „Genau, und der Rote hatte zwei Waffen, eine silberne und eine schwarze.“ Beide hätten Skimasken getragen, wo nur die Augen zu sehen gewesen seien. Götzl fragt zur Sprache der Männer. Gr.: „Für mich klang es so, als würde jemand aus Thüringen, Sachsen, so die Ecke, versuchen Hochdeutsch zu reden.“ Götzl: „Gilt das für beide?“ Gr.: „Ja.

Als nächstes folgt die Zeugin Regina Gr. Zum Banküberfall berichtet Gr.: Also am 07.11. hatten meine Tochter Wiebke und ich einen Termin in der Kleinen Parower Straße, weil wir ein Konto eröffnen wollten.“ Gr.: „Gegen 17:40, sage ich mal, kamen zwei maskierte Männer rein, schossen auch gleich, meine ich, in die Luft und schrien: Alles auf den Boden!“ Die Angestellten hätten den Tresor aufgemacht, das sei denen aber nicht schnell genug gegangen. Die Männer seien zwischen 1,70 m und 1,80 m gewesen, maskiert.

Es folgt die Zeugin Ro. Zum Banküberfall berichtet sie: „Es war schon dunkel, es war viertel Sechs oder so. Auf einmal habe ich einen Riesenkrach in der Vorhalle gehört. Ich saß mit dem Rücken zur Tür, habe mich umgedreht, nur noch zwei Männer rein laufen sehen. Ich saß in Starre da, weiß eigentlich nur noch, dass es vorbei war.“ Ro. weiter: „Ich habe ganz schnell den Alarmknopf gedrückt, ansonsten saß ich eigentlich nur starr wie eine Säule und habe nichts gemacht.“

Es folgt die Einvernahme der Zeugin Bo. von der Sparkasse Vorpommern. Götzl sagt, es gehe um Überfälle am 07.11.2006 und 18.01.2007, welche Funktion Bo. gehabt habe im Hinblick auf das Geldinstitut in Stralsund und darum, wie Geld aufbewahrt wurde, Banderolen usw., und dann spezielle Banderolen. Bo. sagt, sie sei selbst nicht bei den Überfällen dabei gewesen, sondern sie im Büro gewesen und von den Kollegen per Telefon informiert worden.Bo. weiter: „Banderolen wurden bei uns zum Teil gestempelt und mit Unterschriften versehen von den Kolleginnen, und das habe ich auch ganz klar als die Unterschriften meiner Kolleginnen identifiziert.“

Es folgt der Zeuge Kr. Götzl sagt, es gehe um einen Überfall am 18.01.2007, Kr. solle berichten. Kr.: „Also, Tag und Jahr weiß ich jetzt nicht mehr. Ich war den Abend in der Bank und wollte Überweisungen machen, hörte die Tür aufgehen und zwei Maskierte reinkommen. Die sagten auch: Überfall. Dann sollten wir uns hinlegen und es wurde auch ein Schuss abgegeben und dann sind die eigentlich wieder raus. Kr.: „Was ich mich noch erinnern kann, ist, dass Sächsisch geredet wurde, also sächsischer Dialekt, ansonsten waren die maskiert, hatten dunkle Kleidung.“

Danach folgt die Zeugin Re. Götzl sagt, es gehe um einen Banküberfall am 18.01.2007, Re. solle berichten. Re.: „Ich hatte einen Banktermin, einen Beratungstermin, war schon mit dem Geschäft ziemlich am Ende, befand mich im Vorraum mit der Angestellten. Es kamen zwei Personen um die Ecke. Die kamen von der Seite und hatten, wie Fahrradfahrer manchmal, solche Strickmützen im Gesicht, die das verkleidet haben, das Gesicht. Uns wurde eine Waffe vors Gesicht gehalten, wir mussten umdrehen, in den Sparkassenraum rein und mussten und auf den Fußboden legen.“ Nach kurzer Zeit seien die wieder verschwunden. Der eine habe der Kassenangestellten einen Beutel gegeben, der sei mit Geld gefüllt worden und dann seien die verschwunden. Den zweiten habe sie kaum mitgekriegt. Der Verhandlungstag endet um 17:39 Uhr.

Der Blog NSU-Nebenklage kommentiert: „Der heutige Hauptverhandlungstag startete mit deutlicher Verspätung, und endete mit einem rekordverdächtigen Vernehmungsspurt – leider ohne wirkliches Ergebnis.

Zur vollständigen Version des Protokolls geht es hier.