Protokoll 67. Verhandlungstag – 10. Dezember 2013

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Neben dem Vermieter von André und Susann E. wurden an diesem Prozesstag eine Nachbarin von Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt aus der Zwickauer und ihr Sohn befragt. Vor allem die Zeugin schien über Jahre ein fast freundschaftliches Verhältnis zu Zschäpe, die sie „Lisa“ nannte, gehabt zu haben. Der Sohn wiederum offenbarte – und verharmloste – seine rechte Gesinnung. Beide schienen nicht daran interessiert, bei der Aufklärung des NSU-Komplexes mitwirken zu wollen.

Zeug_innen:

  • Heike Ku. (Nachbarin Polenzstraße)
  • Klaus Sch. (Vermieter von André E.)
  • Patrick Ku. (Nachbar Polenzstraße, Sohn von Heike Ku.)

Die Sitzung beginnt um 9.47 Uhr. Erste Zeugin ist Heike Ku., Nachbarin von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe während deren Zeit in der Zwickauer Polenzstraße. Sie sei dort im Juni 2006 eingezogen, berichtet Ku. Kontakt hätten sie nur zur „Susann Dienelt“ und den anderen Hausbewohnern gehabt. Für sie sei die Frau als „Lisa“ bekannt gewesen. Der Kontakt sei durch ihre Tochter entstanden. Sie und „Lisa“ hätte sich nur nur ab und zu gesehen. Einmal habe es dann einen Wasserschaden gegeben, da sei „Susanns“ Wohnung „abgesoffen“ und ihr, Ku.s, großer Sohn habe „Susann“ geholfen. Das sei der erste größere Kontakt gewesen, das sei 2008 oder 2007 gewesen. „Lisa“ habe unten im Erdgeschoss gewohnt, so Ku., gleich neben der Schuldnerberatung. Sie wisse nicht, ob die Männer dort auch gewohnt hätten, sie wisse nur, dass die öfter dort gewesen seinen, man habe sie ja gesehen mit den Fahrrädern. Wenn überhaupt, habe es nur kurzen und flüchtigen Kontakt mit den Männern gegeben. Sie habe „Lisa“ nicht darauf angesprochen. Wenn sie geredet hätten, dann sei es um Ku. und ihre Kinder gegangen, so Ku. Götzl fragt, was Ku. über „Lisa“ gewusst habe. Ku.: „Nichts weiter.“ Sie habe „Lisa“ alle drei Wochen gesehen, auch nachdem „Lisa“ weggezogen sei. Es sei hauptsächlich um sie, Ku., gegangen: “ Sie war für mich in der Zeit die Hauptperson in meinem Leben, der ich alles anvertrauen kann.“ Götzl sagt, wenn das so sei, dann sei es etwas wenig, dass Ku. nichts von „Lisa“ wisse. Ku. sagt, sie habe gewusst, dass „Lisa“ eine „ganz normale Hausfrau“ gewesen sei und nicht arbeiten gehe. Sie hätten sich bei ihr, Ku., in der Wohnung getroffen, im Hof oder mal auf der Straße. In der Wohnung von „Lisa“ sei sie nicht gewesen: „Ich habe auch keinen Anlass gesehen, ich dränge mich da niemand auf.“ Die Männer seien mal im Gespräch gewesen, als es darum gegangen sei, dass sie in Urlaub fahren, so Ku. auf Frage Götzls: „Wenn jemand was nicht sagen will, werde ich den nicht aushorchen.“ Sie wisse vom Urlaub, weil ihre kleine Tochter beim Auspacken des Wohnwagens geholfen habe. Ausgezogen sei „Lisa“ ihrer Erinnerung nach 2009 oder 2010, der Kontakt habe aber angehalten. Soweit sie wisse, sei „Lisa“ auf jeden Fall einmal im Jahr im Urlaub gewesen. Götzl fragt, ob „Lisa“ erzählt habe, wo sie hin fährt. Ku.: „Sie fragen mich Zeugs, das weiß ich doch jetzt nicht mehr.“ Sie habe immer ihre Scherze gemacht, „Lisa“ solle nicht vergessen, ihr dieses Mal eine Karte zu schicken. An Fahrzeugen sei ihr nur der eine Wohnwagen in Erinnerung, so Ku. Götzl fragt, welche sonstigen Personen mit Frau „Dienelt“ Kontakt gehabt hätten. Ku.: „Das weiß ich doch nicht.“ Götzl ermahnt Ku., höflicher zu antworten. Dann sagt Ku., sie wisse von einer Freundin aus Planitz, die habe Susann geheißen. Außerdem hätten „im Prinzip“ alle aus der Polenzstraße Kontakt zu „Lisa“ gehabt: Frau Re., Frau Ja., Frau So. und sie selbst. Wie die Susann aus Planitz ausgesehen habe, wisse sie nicht. Götzl hält Ku. eine Aussage bei der Polizei vor, derzufolge sie, Ku., außer der Susann aus Planitz mit den vielen Tätowierungen und den schwarzen Haaren niemanden benennen könne, der in der Wohnung gewesen sei. Ku. erwidert, sie habe das mit dem Zusatz ausgesagt, dass sie das nur von der Frau Re. wisse. Die kenne die Susann aus Planitz noch aus Schulzeiten, sie selbst habe nie Kontakt zu dieser Frau gehabt. Sie bestätigt, dass ihr bei der Vernehmung Lichtbilder vorgelegt worden seien, sie habe einen der Uwes darauf erkannt, welchen wisse sie nicht mehr. Dann wird Ku. eine Wahllichtbildvorlage gezeigt, auf der mit der Nummer 6 Susann E., Ehefrau des Angeklagten André E., zu sehen ist. Ku. sagt, sie erkenne da niemanden. Götzl hält Ku. ihre Aussage vor, derzufolge die Nummer 6 die Susann aus Planitz sein könne. Das sei ja verständlich wegen der schwarzen, langen Haare, sagt Ku. darauf. Götzl hält Ku. weiter vor, dass Ku. angegeben habe, die Susann aus Planitz nur ein einziges Mal gesehen zu haben. Ku.: „Wann soll das denn gewesen sein?“ Götzl hält weiter vor, dass laut Aussage „Lisa“ und Susann aus dem Haus gekommen und in ein Auto gestiegen seien. Götzl fragt, was Ku. dazu sage. Ku. antwortet, es könne möglich sein oder nicht: „Die Sache ist für mich erledigt, ich habe andere Sorgen in meinem Kopf.“ Über die Kinder der Susann aus Planitz habe „Lisa“ erzählt, dass es ihre Patenkinder seien und sie ab und zu Geschenke mitbringe, ansonsten hätten sie sich über ihre, Ku.s, Probleme unterhalten. Über die Tätowierungen sei nicht gesprochen worden, so Ku. Götzl hält vor, „Lisa“ habe laut Aussage von Ku. erzählt, sie sei keine Freundin von Tätowierungen und Susann sei ja sehr tätowiert, die habe sich erst im Sommer wieder ein Tattoo stechen lassen, darüber habe sich „Lisa“ mit Ku. unterhalten.
Dann bittet Götzl um eine Beschreibung der beiden Männer. Ku. sagt, es seien zwei schlanke Männer mit kurzen Haaren gewesen, 1,70 m oder 1,80 m groß. Götzl hält vor, Ku., habe bei der Polizei angegeben, sie habe die beiden Männer nur sehr selten zu Gesicht bekommen und frage sich sogar ob es zwei Männer waren; sie sei immer ausgegangen von einem, der da gewohnt hat, und von einem, der zu Besuch kam. Ku. bestätigt das und sagt, man habe die schlecht auseinander halten können. Der eine sei etwas größer und der andere etwas „bedeckter“ gewesen. Vom Größeren habe sie angenommen, dass er da wohnt, den habe sie häufiger getroffen und der habe auch gegrüßt, der andere sei immer schnell weg gewesen. Götzl hält die Aussage vor, dass „Lisa“ gesagt habe, dass sie seit 19 Jahren mit ihm zusammen sei und er bei seinem Vater in der Firma arbeite. Das bestätigt Ku. Dann hält Götzl vor, dass sie angegeben habe, „Lisa“ mal gefragt zu haben, ob sie mit ihrem Partner regelmäßig Sex hätte, was „Lisa“ bestätigt habe. In dem Gespräch sei es um ihre eigenen Ehedinge gegangen, so Ku. Dann werden Lichtbilder vorgelegt. Bei der ersten Vorlage, auf der mit Nummer 2 Mundlos zu sehen ist, sagt Ku., die 2 sei, so glaube sie, der Böhnhardt, der kleinere von den beiden. Dann wird die Vorlage gezeigt, auf der mit der Nummer 7 Böhnhardt zu sehen ist. K. sagt, der mit der Nummer 7, der mit dem Grinsen, das sei der andere, der immer noch Hallo gesagt habe. Bei der Vorlage, auf der mit der Nummer 3 Zschäpe zu sehen ist, sagt Ku.: „Die Nummer 3 ist Susann, Lisa.“ Die Namen der Männer seien nicht genannt worden, so Ku. Götzl fragt, wie dann über den Mann gesprochen worden sein könne. Das könne sie nicht mehr sagen, so Ku. Götzl fragt, ob „Lisa“ einen Dialekt gehabt habe. Ku. sagt, das sei ganz normal gewesen, sie habe „Lisa“ verstanden. Auf Frage von Götzl sagt Ku., es sei in einem Gespräch von „Lisa“ mit Frau Re. im Hof mal gefallen, dass „Lisa“ von ihrem Freund lebe. Götzl hält die Aussage vor, derzufolge die Rede davon gewesen sei, dass „Lisa“ nicht zu arbeiten brauche, weil ihr Mann genug Geld verdiene und, dass „Lisa“ mal gesagt habe, sie könne sich ein Leben nicht vorstellen bei dem man „jeden Pfennig umdrehen muss“, so wie z. B. Ku. Ku. bestätigt das. Wenn sie sich, so Ku. auf Frage Götzls, mit „Lisa“ getroffen habe, dann seien die Männer nicht dabei gewesen.
Dann geht es um den Keller „Lisas“. Die Tür sei immer verschlossen gewesen, so Ku., es sei der einzige Keller mit zwei Türen gewesen. Sie habe mal den einen Uwe gesehen, wie er unten an seinem Fahrrad gebaut habe. Götzl hält vor, Ku. habe angegeben, dass sie manchmal das Licht im Keller der „Lisa“ gesehen habe. Sie nehme an, sagt Ku., dass das der Mann gewesen sei, „denn sie war ja in der Küche oben am Singen und Pfeifen“. Götzl hält vor, bei der Polizei habe sie angegeben, sie habe angenommen, der Mann bastele da was. Ku.: „Ja, manche Männer haben Hobbys im Keller, das will ich jetzt nicht weiter vertiefen.“ Erst als „Lisa“ ausgezogen war, hätten sie gesehen, dass das der schönste und trockenste Keller war. Sie habe an Fahrzeugen nur Fahrräder gesehen, so Ku. „Lisas“ Rad sei weinrot oder rot gewesen und habe einen Korb vorne dran gehabt. Götzl hält vor, sie habe bei der Polizei davon gesprochen, dass sie zweimal ein weißes Wohnmobil mit Aufbau über dem Fahrerhaus gesehen habe. Das könne sein, so Ku. Götzl hält weiter vor, zum ersten Mal habe sie ein solches Wohnmobil im Juli oder August 2007 gesehen. Einmal wisse sie noch hundertprozentig, da habe ihre Tochter geholfen, das Wohnmobil auszuräumen, so Ku. Dann hält Götzl vor, Ku. habe bei der Polizei davon gesprochen, dass im Sommer 2007 alle drei gemeinsam das Wohnmobil ausgeräumt hätten. Das bestätigt Ku. Götzl macht den Vorhalt, dass Ku. eine versprochene Urlaubskarte nie bekommen habe, „Lisa“ aber gesagt habe, dass sie surfen gewesen seien und Wassersport betrieben hätten. Ku. bestätigt das, „Lisas“ Partner habe auch mal ein Surfbrett ausgepackt. Dann hält Götzl eine Aussage Ku.s vor, derzufolge sie das zweite Wohnmobil im Sommer 2008 auf dem Aldi-Parkplatz gesehen habe und einer der beiden Uwes es am nächsten Morgen weggefahren habe. Götzl fragt, ob es da um Urlaube gegangen sei. Ku. antwortet, das könne sie nicht sagen. Götzl hält vor, sie habe bei der Polizei angegeben, das habe mit Urlaub nichts zu tun gehabt, denn er sei weg gefahren und sie [Zschäpe] sei da geblieben. Götzl macht dann den Vorhalt, dass „Lisa“ 2008 erst später in Urlaub gefahren sei, wohl eher im September, und Ende 2008 der Umzug gewesen sei. Götzl sagt, Ku. habe hier bezüglich des Umzugs von 2009 oder 2010 gesprochen. Ku. sagt, 2008 sei richtig. Eine Telefonnummer habe sie von „Lisa“ nicht gehabt, so Ku.. Der letzte Kontakt zu „Lisa“ sei an dem Dienstag „vor dem Freitag, wo das passiert ist“ gewesen, Freitag habe das erste Mal die Polizei vor der Tür gestanden. An dem Dienstag sei „Lisa“ ein bisschen angespannt gewesen, so Ku. Sie hätten nicht viel geredet, „Lisa“ sei nicht mit dem Rad da gewesen und habe sich ein Taxi genommen. Götzl hält vor, bei der Polizei habe Ku. angegeben, sie habe „Lisa“ das letzte Mal am Dienstag den 1.11.2011 gesehen, da habe „Lisa“ gefragt, ob Ku. die Sache mit den Kindern habe klären können. Ku. sagt, es sei dabei um Probleme mit den Kindern gegangen. Weiter hält Götzl vor, dass an dem Tag Andrea Ec. aus der Polenzstraße angerufen habe. Ku.: „Ja, ob ich runter komme eine rauchen.“ Lisa sei mitgekommen, so der Vorhalt weiter, normalerweise habe sich „Lisa“mit einem Küsschen verabschiedet, aber dieses Mal habe sie Tränen in den Augen gehabt. Ku. sagt, ihr sei damals so gewesen, als ob „Lisa“ etwas habe sagen wollen, als ob sie was bedrückt hat. „Man möchte reden und macht es dann doch nicht.“ Umgezogen sei „Lisa“ weil die Wohnung, soweit sie wisse, zum zweiten Mal „abgesoffen“ sei und die Bauarbeiten auch nicht vorwärts gegangen seien. Den Umzug habe sie nicht mitbekommen, so Ku. Auf Frage sagt Ku., „Lisa“ habe mal gesagt, dass sie den Führerschein habe, aber nicht gerne fahre, weil es ihr zu stressig sei. Götzl hält eine Aussage Ku.s vor, derzufolge sie sich da manchmal lustig gemacht hätten, weil „Lisa“ ja mitunter ganz schön angetrunken mit dem Fahrrad weggefahren sei. Dann fragt Götzl nach weiteren Kontakten. Ku. nennt einige Namen aus der Nachbarschaft. Mit ihrem, Ku.s, Sohn habe sich „Lisa“ nicht so viel unterhalten. Zu ihrer kleinen Tochter habe „Lisa“ einen besonderen Bezug gehabt. „Lisa“ habe sie auch mal unterstützt und sei mit ihnen einkaufen gewesen, sagt Ku. auf Frage. Über Politik habe man sich nicht unterhalten, so Ku. Auf Nachfrage, ob das mit ihrem Sohn mal Thema gewesen sei, sagt Ku., ihr Sohn habe immer mal dumme Bemerkungen gemacht und da sei es so gewesen, dass ein Bericht über eine rechtsradikale Demo gekommen sei, dass „von der rechten Szene welche total durchgedreht sind“. Da habe ihr Sohn einen Spruch gemacht, etwas wie „da war ich wieder nicht dabei“. Sie habe das ignoriert, aber „Lisa“ habe gesagt, er solle sich da fernhalten, sie hätte da auch schon Kontakt gehabt. Da sie aber wisse, dass ihr Sohn da nichts mit zu tun habe, habe sie das nicht ernst genommen. Auf Nachfrage sagt Ku., ihr Sohn habe mit 12 oder 13 „so eine Macke“ gehabt, die Musik gehört und sich da hingezogen gefühlt, habe aber die Kurve gekriegt und sich „in die Richtung“ auch nichts zu Schulden kommen lassen.

Nebenklagevertreter RA Reinecke fragt nach dem Zeitpunkt des Wasserschadens und ob das im Dezember 2006 gewesen sein könne. Das könne sei, so Ku., es sei auch möglich, dass es das erste größere Zusammentreffen mit Zschäpe war. Reinecke fragt, ob der Kontakt zu Zschäpe intensiver gewesen sei, nachdem diese ausgezogen war. Ku. sagt, das sei gleichbleibend gewesen. Reinecke fragt, ob Ku. die Wohnmobile gesehen habe, als Zschäpe schon ausgezogen gewesen sei. Das verneint Ku. Reinecke hält Ku. eine Aussage der Nachbarin Re. vor, derzufolge Zschäpe nach ihrem Auszug beinahe täglich bei Ku. gewesen sei. Das könne nicht sein, so Ku. zwischen den Treffen seien drei Wochen oder mehr gewesen. Auf Frage von Reinecke sagt Ku., Zschäpe habe nichts dazu gesagt, wo sie hinziehe. Reinecke sagt, in der Vernehmung tauche der Stadtteil Pölbitz auf. Das komme von einer Bemerkung, dass sie nach Pölbitz gezogen sei, aber Pölbitz sei sehr groß. Reinecke fragt nach weiteren Fahrzeugen und hält dann vor, dass Frau Re. von einem VW Sharan berichtet habe, den man häufiger gesehen hätte. Ku.: „Ich bin nicht die Frau Re., ich bin die Frau Ku. Und wenn die Frau Re. das berichtet, müssen Sie die Frau Re. fragen“. Dann sagt sie, es seien „von uns“ keine anderen Fahrzeuge gesehen worden. Reinecke fragt, ob Ku. für ihren Sohn mit spreche. Ku.: „Was hat das mit meinem Sohn zu tun?“ Es wird laut und Richter Götzl ermahnt Reinecke, er solle zu den Beobachtungen der Zeugin Ku. fragen. Reinecke erwidert, er wolle dazu fragen, dass Frau Re. angegeben habe, dass Ku. anwesend gewesen sei, als Susann E. aus der Wohnung gekommen sei. Ku. sagt, die Frau E. kenne sie nicht, aber die Frau Re. habe mit dieser Person unten im Hof gestanden und dann schließe sie „keine Schlussfolgerungen“, dass Zschäpe etwas damit zu tun hat. Die Zeugin wird laut und ruft, es sei die Rede davon gewesen, dass die Frau Re. mit der tätowiertem Frau im Hof gestanden habe, und das könne sie bestätigen. Währenddessen ruft RAin Pinar mehrfach ohne Mikrofonverstärkung in den Saal. Götzl reagiert ungehalten, Pinar habe jetzt nicht das Wort. Schließlich legt Götzl eine Unterbrechung ein. Um 11.15 Uhr geht es weiter. Reinecke hält aus einer weiteren Vernehmung Ku.s vor, dass diese angegeben habe, sie wolle nicht mehr von der Polizei geladen werden, weil es nerve. Kürzlich erst, so der Vorhalt weiter, seien Bewohner der Polenzstraße im MDR zu sehen gewesen, das belaste besonders die Kinder. Reinecke fragt, was im Fernsehen zu sehen gewesen sei. Ku. sagt, Reinecke spiele auf das Interview an mit sämtlichen Hausbewohnern [gemeint ist die NDR-Dokumentation „45 Minuten: Die Nazi-Morde“]. Das habe in ihrer Wohnung stattgefunden, so Ku.: „Das war unsere Entscheidung, dass wir da mitwirken.“ Ku. sagt, das sei ein halbes Jahr her und sie werde sich „garantiert nicht an diesen Sachen hochziehen“. Reinecke hält aus dem Interview vor. Dort habe Ku. gesagt: „Alle in einen Topf rein und die Leute vor allen Dingen ganz schön aufhetzen gegen die bösen, bösen Rechten. Klar sind da welche dabei, die haben einen Knall weg, also so erreichen sie nichts, aber es gibt auch welche dabei, die sind auch friedlich und versuchen ihre Ziele bloß durchzusetzen.“ Sie wisse, dass sie so etwas geäußert habe, aber ob sie es in den Worten gesagt habe, wisse sie nicht. Ku. weiter: „Und was heißt denn das, bin ich jetzt böse, weil ich das gesagt habe?“ Reinecke fragt, ob Ku.s Sohn bei diesen Rechten sei. Ku. erwidert, ihr Sohn sei nicht links, nicht rechts, nicht Mitte. Reinecke hält die Aussage einer im Fernsehbeitrag verpixelten männlichen Person vor: „Herrgott, Alter, zehn Morde und das hat sie und eine Polizistin umgebracht und, ach du Scheiße, und das noch. Das ist für mich nichts. Ey, die Leute sollen aufhören so einen Scheiß zu labern. Das trifft einfach einen nahe. Ich kenne die Frau jahrelang und es tut weh. Vielleicht war sie einfach nur so dabei.“ Ku. sagt, die Person werde sie nicht nennen. Reinecke sagt, es sei nicht erkennbar, dass Ku. hier ein Aussageverweigerungsrecht habe. Götzl belehrt Ku., dass sie ein Aussageverweigerungsrecht habe, wenn sie ihren Sohn oder nahe Angehörige einer Strafverfolgung aussetzen würde. Ku. sagt, ihr Sohn habe das gesagt, der solle aber selber Stellung nehmen. Auf Nachfrage sagt Ku., das sei seine Meinung und heiße nicht, dass er zur rechten Szene gehöre. Reinecke sagt, Ku. sei am 5. November 2011 an der Brandstelle in der Frühlingsstraße gewesen, habe aber hier gesagt, sie habe nicht gewusst, wo Zschäpe gewohnt habe. Ku. sagt, die Polizei habe gefragt, ob sie wüssten, wo sich „Susann Dienelt“ aufhält. Daraufhin hätten sie sich Sorgen gemacht und den Fernseher angemacht, da sei berichtet worden, dass die Polizei mit Spürhunden durch dieses Haus gehe. Sie habe vermutet, dass sich die Frau „Dienelt“ dort befinde und tot sei. Die Kripo-Beamten hätten von dem Brand erzählt. Reinecke fragt, ob man ihr nicht erzählt habe, dass man eine Telefonnummer gehabt habe von einer Frau, die sich aus dem Haus [Frühlingsstraße 26] entfernt habe. Ku. sagt, Frau Ja. habe der Polizei gesagt, dass Frau „Dienelt“ zu ihr, Ku., Kontakt gehabt habe. Reinecke sagt, er lese in dem Vermerk der Polizei nichts davon, dass man Ku. von dem Brandereignis berichtet habe. Darauf sagt Ku., wenn sie erfahre, dass diese Frau vermisst wird, dann schaue sie, was da passiert sei: „Was ist denn da jetzt schwer zu verstehen? Ich wollte nur wissen, ist sie im Haus oder wirklich weg.“ Sie hätten sich der Presse gewidmet, dem Fernseher, und hätten Nachrichten gehört. Zu diesem Zeitpunkt sei Zschäpe ihre beste Freundin gewesen, sie sei zu ihr und den Kindern eine ganz normale Frau gewesen. Reinecke sagt, er glaube Ku. nicht, dass sie nicht gewusst habe, dass Zschäpe in der Frühlingsstraße gewohnt habe. Ku.: „Ich habe es nicht gewusst.“ Auf Frage von RAin Pinar zum Dialekt von Zschäpe sagt Ku., sie sei selbst zugezogen und Zschäpe habe gesprochen wie alle anderen Sachsen dort. Über die Herkunft „Lisas“ habe man nicht gesprochen, so Ku. Dann geht es um den Besuch einer Pizzeria. Ku. sagt, sie sei dort nicht mit „Lisa“ essen gegangen, man sei bloß angetrunken schräg rüber auf der anderen Straßenseite in die Pizzeria gegangen, habe dort Essen bestellt und sei dann wieder zu ihr, Ku., nach Hause gegangen. Geholfen habe „Lisa“ ihr, indem sie für sie eingekauft habe: „die Lebensmittel, die jeder Mensch braucht, die wir aber nicht hatten“. Ku. bestätigt den Vorhalt, dass sie hier gesagt habe, „Lisa“ sei nicht mit Susann aus Planitz unten gewesen. Pinar hält eine Aussage Ku.s vor, derzufolge „Lisa“ und Susann aus dem Haus gekommen und in ein Auto gestiegen seien. Ku. sagt: „Sie verstehen den Zusammenhang anscheinend nicht.“ Sie habe, so Ku., damals bei der Polizei diese Aussage gemacht, da habe sie aber noch nicht gewusst, dass das dieselbe Person gewesen sei. Sie habe angenommen, dass das „Lisas“ Freundin war, diese Susann. Ku. weiter: „Woher sollte ich aber auch wissen, dass es die Frau E. ist, die die Frau Re. kennt von früher.“ Pinar hält der Zeugin vor, dass sie bei der Wahllichtbildvorlage mit acht Frauen gesagt habe, die Person Nummer 6 könne die Susann aus Planitz sein, die sie nur ein einziges Mal gesehen habe. Pinar will wissen, wobei sie diese Person gesehen habe. Ku.: „Als sie aus dem Haus gekommen ist.“ Pinar erwidert, vorhin habe sie aber gesagt, sie habe die Susann aus Planitz nicht mit der Lisa gesehen, sondern mit Frau Re. Pinar fragt, ob also richtig sei, was die Polizei aufgenommen hat. Das bejaht Ku. Pinar hält vor, Ku. habe eben gesagt, dass sie die Susann aus Planitz an den schwarzen Haaren erkannt habe, es würden aber alle acht Bilder Frauen mit schwarzen Haaren zeigen. Ku. sagt, sie habe die Frau am Piercing an der Lippe erkannt. Sie habe das an den langen schwarzen Haaren und dem Piercing eingegrenzt, so Ku. auf Nachfrage. Lange schwarze Haare hätten aber alle Frauen auf der Vorlage, wiederholt Pinar. Ku. erwidert, „Lisa“ habe aber glatte Haare und dieses Piercing gehabt. Das Piercing habe sie aus dem Küchenfenster sehen können, bestätigt Ku., man erkenne es von weitem. Pinar fragt, warum von dem Piercing keine Rede gewesen sei. Ku. antwortet, danach sei nicht gefragt worden, sie habe das damals an diesem Piercing festgemacht. Sonst habe sie nichts weiter gesehen, nur eine schlanke Frau, die in ein Auto gestiegen sei, was für ein Auto wisse sie nicht mehr, so Ku. Pinar fragt, ob Ku. mit „Lisa“ mal über die Susann aus Planitz gesprochen habe. Das verneint Ku., auf Nachfrage sagt sie dann, sie wisse nur, „dass sie ihre Patenkinder hat“. Pinar fragt nochmal zum Gespräch über Tätowierungen. Götzl interveniert, die Frage sei schon gestellt. Pinar erwidert, Götzl habe sich mit der Identifizierung der Frau über die langen Haare zufrieden gegeben und wenn sie nicht gefragt hätte, wären man dabei stehen geblieben und nicht zum Piercing gekommen. Dann fragt sie, ob Ku. dabei bleibe, dass nicht über Tattoos gesprochen worden sei. Ku. sagt, sie habe das dem Richter schon erklärt, dass es ein kurzes Gespräch gegeben habe, sie habe aber nicht mehr alles im Kopf. Pinar fragt, was denn so wichtig sei, dass sie das nicht mehr im Kopf habe. Ku. zählt familiäre und gesundheitliche Probleme auf und sagt: „In dem Moment interessiert sie das hier nicht mehr.“ Pinar sagt, hier habe es aber zehn Tote gegeben. Ku. erwidert, sie wisse, dass das aufgeklärt werden müsse, aber sie habe das Gericht darum gebeten, dass sie heute nicht kommen muss. Pinar fragt, ob Ku. Geld für das Interview im Fernsehen bekommen habe. Zschäpes Verteidiger RA Heer fordert eine Unterbrechung, weil die Zeugin offensichtlich nicht mehr antworten könne. Ku. fragt, ob sie diese Frage beantworten müsse, was Götzl bejaht. Dann sagt Ku., sie habe 250 Euro bekommen, davon sei sie einkaufen gegangen. Auf Frage von RAin Clemm sagt Ku, sie habe den Namen Susann E. das erste Mal im Fernsehen und von der Polizei gehört, Frau Re. habe erst nach der Vernehmung erzählt, dass sie mit Susann E. in der Schule gewesen sei. Clemm will wissen, ob Ku. Zschäpe als „Lisa“ kennengelernt habe. Das verneint Ku., sie habe Zschäpe als „Susann Dienelt“ kennengelernt. „Lisa“ sei ein Spitzname. Sie habe ihre Tochter gerufen und „Susann“ habe aus dem Fenster gerufen: „Hier bin ich“. Darauf habe ihre Tochter Zschäpe gefragt, ob sie auch Lisa heiße. Clemm hält vor, Ku. habe angegeben, dass sie erst erfahren habe, dass die Frau sich „Susann“ genannt habe, als es um den Wasserschaden gegangen war, der Beamte habe sie darüber aufgeklärt. Ku. sagt, am Anfang sei das Verhältnis nicht so eng gewesen. Clemm hält vor, Ku. habe ausgesagt, es sei schon etwas komisch gewesen, aber sie habe sich da keine Gedanken gemacht, weil sie ja auch „Susann Lisa“ oder „Lisa Susann“ geheißen haben könnte. Dann fragt Clemm, ob sich Ku. sicher sei, dass der Beamte von „Susann Dienelt“ gesprochen habe, gestern in der Verhandlung habe der Beamte nämlich von „“ gesprochen. Ku. sagt, ihnen sei „Susann Dienelt“ gesagt worden.
Clemm fragt dann zum letzten Kontakt zu „Lisa“. Ku. verneint zunächst, „Lisa“ gefragt zu haben, was los sei. Clemm hält Ku. ihre Aussage vor, derzufolge „Lisa“ sie an diesem Abend richtig festgehalten habe und ihr die Tränen in den Augen gestanden hätten, sie, Ku., habe dann gefragt, was los sei. Es könne sein, so Ku., dass sie das gefragt habe, das wisse sie jetzt nicht mehr. Sie wisse nur, dass sie den Eindruck gehabt habe, dass „Lisa“ vielleicht etwas habe erzählen wollen. Ku. bestätigt, dass „Lisa“ keinen Wein dabei gehabt habe. Auf die Frage, ob das außergewöhnlich gewesen sei, sagt sie, mal habe „Lisa“ was mitgebracht, mal andere, mal habe sie selbst was da gehabt. An diesem Abend sei „Lisa“ zu Fuß oder mit dem Taxi gekommen, normalerweise mit dem Rad. Auf Frage von Clemm sagt Ku., „Lisa“ habe zwei Katzen gehabt, die seien wie ihre Babys gewesen und hätten alles machen können. Ihre Tochter sei nie in der Wohnung gewesen, so Ku. Ku. bestätigt, dass sich „Lisa“ regelmäßig die Haare gefärbt habe, meist dunkel, andere Farben habe sie nicht getragen. RAin Basay hält vor, dass der Vermieter geäußert habe, es sei zum Auszug der Frau „Dienelt“ gekommen, weil die sich am Aussehen der Frau Ku. gestört habe. Ku. sagt, dann werde sie jetzt ein Ermittlungsverfahren einleiten, weil das eine falsche Aussage sei: „Warum sollten wir sonst weiter Kontakt halten?“ Einmal habe sie sich richtig mit der Frau „Dienelt“ in den Haaren gehabt, so Ku. auf Frage von Basay. „Lisa“ habe der Frau Po. einmal etwas Privates von ihr, Ku., erzählt, was „Lisa“ nicht habe weiter erzählen sollen. Diese Sache sei aber abgehakt. Sie habe, so Ku., nach dem Auszug von „Lisa“ Sachen von sich in deren früheren Keller gestellt.
RA Daimagüler fragt, was für rechte Musik sich Ku.s Sohn angehört habe. OStA Weingarten beanstandet, es gebe nicht mal einen „Horizontschimmer“, inwiefern das relevant sein könne. Götzl lässt die Frage zu, Daimagüler sagt, es sei interessant, dass der Horizont der BAW da offenbar begrenzt sei. Ku. antwortet, ihr Sohn habe „Böhse Onkelz“ gehört, die anderen Fragen solle er selbst beantworten. Daimagüler hakt nach. Ku. sagt, zwischendurch habe er mal verbotene Musik gehört, das habe sie ihm aber abgenommen. Woher er die CD gehabt habe, wisse sie nicht, vielleicht habe er sie heruntergeladen und gebrannt oder sich gekauft. Daimagüler erwidert, wenn er sich die CD gekauft habe, müsse er Kontakt zur rechten Szene gehabt haben. Ku. sagt, „Böhse Onkelz“ könne man sich im „Müller“ [vermutlich Drogerie-Markt]kaufen. Sie habe sich Sorgen gemacht, bestätigt Ku., aber eine Mutter mache sich immer Sorgen, „auch wenn er als Punker in die Wohnung gekommen wäre“. Daimagüler fragt, ob sich Ku. damals mit ihrem Sohn über das Thema Nazis ausgetauscht habe. Ku. sagt, das hätten Lehrer und Freunde übernommen und damit sei das erledigt gewesen. Sie habe „Lisa“ nie nach ihren Eltern gefragt, so Ku. Ku. verneint, dass mit „Lisa“ mal über das Thema Ausländer oder Asylbewerber gesprochen worden sei. Sie hätten sich über ihr, Ku.s, Privatleben unterhalten: „Sie war der Zuhörer für meine Sorgen, der Anker.“ Daimagüler fragt, ob es mit „Lisa“ mal um Türken gegangen sei, was Ku. verneint. RA Stahl beschwert sich über die Frage, aber Götzl lässt sie zu, weil sie so speziell noch nicht gestellt worden sei. Dann wird die Mittagspause eingelegt.

Um 13.19 Uhr geht es weiter. RA Daimagüler hält vor, dass in der schon erwähnten Dokumentation die Rede davon sei, dass „Lisa“ einmal gefragt worden sei, wie es eigentlich mit ihren Eltern aussehe. Das sei ein Gespräch zwischen Frau Re. und „Lisa“ gewesen, es sei um Re.s Eltern gegangen und da habe sich „Lisa“ weg gedreht, so Ku. Daimagüler sagt, sie habe eben von einer Situation berichtet, wo der Sohn sich zustimmend in Richtung Neonazis geäußert habe, und Zschäpe gesagt habe, er solle die Finger davon lassen. Götzl sagt, Daimagüler müsse den Vorhalt korrekt machen. Daimagüler sagt, er habe kein Wortprotokoll geführt. Daraufhin unterbricht Götzl bis 13.35 Uhr. Dann hält Daimagüler Ku. aus ihrer polizeilichen Vernehmung vor, sie habe ausgesagt, „Lisa“ habe gesagt, er solle die Finger davon lassen, sie wisse wovon sie rede und habe schon mal mit einem Bein im Knast gestanden. Daimagüler fragt, ob Ku. da nicht nachgefragt habe. Ku.: „Nein, warum sollte ich?“ Ku. sagt auf Frage, sie habe sich mit „Lisa“ nie über deren Vergangenheit unterhalten. Auf Frage aus der Nebenklage sagt Ku., nach dem Auszug habe Zschäpe bei Besuchen einfach so vor der Tür gestanden. Auf Frage von RA Langer sagt Ku., als sie eingezogen sei, habe der „Aldi“ noch nicht gestanden. RA Langer hält eine Aussage Ku.s vor, derzufolge Ku. außer der Susann aus Planitz niemanden benennen könne, der in der Wohnung „Lisas“ war. Ku. sagt, sie habe sie mal aus dem Haus gehen gesehen, daher vermute sie das. Auf Frage von RA Kolloge sagt Ku., sie habe früher nie den Namen Beate verwendet, in der polizeilichen Vernehmung habe es mal „Lisa“, mal „Beate“ geheißen, für sie sei Zschäpe immer „Lisa“ gewesen. Kolloge will wissen, ob Ku. Zschäpe mal Post aus dem Urlaub geschickt. Das verneint Ku., sie sei die letzten 20 Jahre nicht im Urlaub gewesen. Ein Zerwürfnis zwischen ihrem Sohn und Zschäpe habe es nicht gegeben. Auf Frage von RA Hoffmann sagt Ku., sie wisse, dass die Musik, die ihr Sohn mal gehört habe, verboten sei, weil er in der Schule damit erwischt worden sei.

Zschäpes Verteidiger RA Heer fragt, ob Ku. das Klima in der Hausgemeinschaft schildern könne, zu der Zeit als „Lisa“ dort gewohnt habe. Ku. schildert es als sehr positiv und freundlich. Auseinandersetzungen seien schnell wieder beseitigt worden, da sei es um „Eifersucht zwischen Frauen, Zickereien“ gegangen. Zur Familie F. habe sie nicht soviel Bezug gehabt, es sei aber ein normales Verhältnis gewesen. Negativ sei es erst nach deren Auszug geworden, als die F.s ihren Sohn beschuldigt hätten, er habe die Wasserhähne in der Küche aufgedreht. Ihr Sohn habe gesagt, dass er es nicht war. Er habe sich diesbezüglich ganz normal verhalten, wie ein Kind in der Pubertät: „Der ist zickig gewesen und hat gesagt, er war es nicht und ‚glaubst mir wieder nicht'“. Er habe den F.s noch beim Auszug geholfen und sei dann beschuldigt worden. Heer hält aus der polizeilichen Vernehmung wegen des Wasserschadens vor, wonach Ku. davon gesprochen habe, sie habe mit der Familie F. „nur Stress“. Ku. sagt, es sei auch um eine Kette gegangen, die die F.s als Diebstahl gemeldet hätten, dabei habe die unten im Hof gelegen. Sie sei auch selbst beschuldigt worden, so Ku. Nachdem sie die Wohnung leer geräumt hätten, sei die Beschuldigung gekommen, da sei noch „das und das“ drin gewesen. Ihr Sohn habe im Haus fragen sollen, wem die Kette gehört. Der Begriff Stress beziehe sich nur auf diese Geschichte, sie wolle aber nichts mehr mit den F.s zu tun haben. Ku. bestätigt, dass „Lisa“ ihre, Ku.s, wirtschaftliche Situation bekannt gewesen sei. Sie habe „Lisa“ gesagt, dass sie nur Hartz 4 bekomme, und dass sie nicht mehr arbeiten könne. Die wirtschaftliche Situation der anderen Bewohner wolle sie nicht schildern, so Ku. Auf Nachfrage sagt Ku., die würden ganz normal wie alle anderen leben, hätten aber mehr als sie selbst. Die Familie F. habe wohl geprahlt, so Ku. auf Frage Heers, aber tief in den Schulden gesteckt. Ku. sagt auf Frage, sie habe den Eindruck gehabt, dass Lisa gern im Hof oder bei ihr gewesen sei. Sie habe auch die Eindruck gehabt, dass „Lisa“ sie gemocht habe. Ku. verneint die Frage Heers, ob sie sich mit „Lisa“ über den Diebstahlschutz von Rädern unterhalten habe. Wenn zwischen den übrigen Hausbewohnern über „Lisa“ gesprochen worden sei, dann nur Gutes, sagt Ku. Sie habe nicht mitbekommen, dass von den übrigen Bewohnern geäußert worden sei, dass „Lisa“ keine Ausländer möge. Auf Vorhalt, dass es eine solche Aussage hier in der Verhandlung gegeben habe, sagt Ku. „Wann soll sie denn das gesagt haben?“ RA Stahl fragt, ob „Lisa“ sich häufiger um die Kinder gekümmert habe und etwas zur Erziehung gesagt habe. Ku. sagt, „Lisa“ habe ihre ehrliche Meinung gesagt und ihr, Ku., auch den Kopf gewaschen, wenn sie zu lieb zu den Kindern gewesen sei. Dann fragt Nebenklagevertreter RA Reinecke nach dem Anwalt, der sich mit dem Verfahren zum Wasserschaden beschäftigt habe. Ku. fragt, was der Wasserschaden hiermit zu tun. Es habe zwei Anzeigen gegen sie und ihren Sohn gegeben und für ihren Sohn habe sie damals den Anwalt Sch. beauftragt. Reinecke fragt, ob Ku. ihren Anwalt von der Schweigepflicht entbinden würde. Es folgt eine kurze Debatte zwischen Reinecke, Stahl und Götzl darum, ob Ku. oder ihr Sohn den Anwalt von der Schweigepflicht entbinden könne. Vorsorglich fragt Reinecke Frau Ku, die dann sagt: „Nein, weil das hier mit der Sache nichts zu tun hat. Sache erledigt.“ RA Narin fragt, ob Ku. eine Nancy He. [phon.] kenne, was Ku. verneint. Außer ihr gebe es noch eine weitere Heike in der Polenzstraße, Heike Gö., die sei nach Zschäpe eingezogen und habe Zschäpe nur ein- oder zweimal im Hof gesehen. Narin hält dann aus den Akten der BAO Trio vor. Da gehe es um eine Weihnachtskarte an die Polenzstraße 2, dort stehe „Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr, wünscht Dir, liebe Beate, deine Freunde Nancy, Andi, Jan und Heike“ [phon.]. Sie sei nicht diese Heike, so Ku., sie könne diese ganzen Namen nicht einordnen. Auf die Frage aus der Nebenklage, wer sich während der Urlaube um die Katzen gekümmert habe, sagt Ku, das wisse sie nicht. RA Kaplan fragt, ob auch ausländische Bewohner in der Polenzstraße gewohnt hätten. Ku.: „Zu meiner Zeit nicht.“ Die Vernehmung endet um 14.08 Uhr.

Es folgt der Zeuge Sch.,Vermieter von André und Susann E. in der Zwickauer Adam-Ries-Straße. Sch. berichtet, Familie E. habe sich für die von ihm vermietete Wohnung interessiert, Frau E. habe die Wohnung Ende Oktober, Anfang November 2010 besichtigt. Es sei dann zu einem Mietvertrag mit den E.s ab dem 1. März 2011 gekommen. E.s hätten drei Monate mietfrei bekommen, um gewisse Arbeiten durchzuführen. In der Folgezeit seien Frau und Herr E. sowie zwei Kinder, unauffällige Mieter gewesen. Götzl fragt, ob weitere Personen bei der Besichtigung dabei gewesen seien. Sch. sagt, dass Beate Zschäpe später dazu gestoßen sei. Die beiden Frauen hätten dann die Wohnung besichtigt. Zschäpe sei ihm als Freundin vorgestellt worden, ein Name sei nicht gefallen. Er habe das Bild Zschäpes über die Medien wieder in Erinnerung gebracht und das sei eindeutig sie gewesen. Es seien bei den E.s mal Leute vom Haus gegenüber zu Besuch gekommen, so Sch. auf Frage Götzls, ihm sei erklärt worden, das seien Heavy-Metal-Fans und es würde musiziert. Götzl fragt nach dem Einzug der E.s. Sch. antwortet, da sei eine Menge Leute da gewesen. Er habe auf Bitten von Herrn E. am Tag des Einzugs, dem 2. Februar 2011, noch Arbeiten am Kabelanschluss erledigt. Götzl fragt, wer zugegen gewesen sei. Sch. antwortet, die Familie E. und Leute, von denen er nur einen gekannt habe, den Herr Böhnhardt. Den habe er wieder erkannt, als das Bild durch die Presse gegangen sei. Auffällig sei er gewesen, weil er nur herum gestanden und geguckt habe, was er, Sch., da mache. Jetzt sei seine Vermutung, der habe sich gedacht, was er, Sch., da einbaue. Götzl will wissen, ob Sch. E.s mal auf Zschäpe und Böhnhardt angesprochen habe. Nachdem einiges über die Presse bekannt geworden sei, hätten sie die Familie E. um Aufklärung gebeten. André E. habe gesagt, es sei alles halb so wild, es handele sich nur um Vermutungen und Verwechslungen und es sei nichts dran. Götzl fragt, ob Sch. gezielt nach Zschäpe und Böhnhardt gefragt habe, was der verneint. Er habe, so Sch. auf Nachfrage, nach der Zugehörigkeit zu „diesen NSU– und Nazi-Sachen“ gefragt. E. habe gesagt, er sei früher nur in der Skinhead-Szene gewesen, das sei aber nicht mehr der Fall, es werde alles nur von der Presse aufgebauscht. Seine weitere Frage, ob E. wirklich der Geschäftsführer einer Solarfirma sei, habe E. bestätigt. Als dann ganz massive Vorwürfe über die Presse gekommen seien, habe er eine fristlose Kündigung ausgesprochen, so Sch. Die E.s seien zum 31. Dezember 2011 ausgezogen. Einen Tag nach der fristlosen Kündigung, am 24. November 2011, sei eine Spezialeinheit da gewesen, so Sch. auf Frage von Götzl. Die hätten sich gewaltsam Zutritt zu der Wohnung verschafft: „Das war aufregend.“ Es habe danach kein Gespräch mehr gegeben, die E.s seien, „wie man so sagt, abgetaucht.“ Götzl hält vor, bei der Polizei habe Sch. angegeben, er sei sich sicher, dass er anhand der Schwarz-Weiß-Bilder in den Medien den Mann – er meine „Endlos“ – als den Mann wieder erkenne, der neben ihm gestanden habe. Sch. sagt, es sei Böhnhardt gewesen. Er habe mit ihm gesprochen, aber keine Antwort bekommen. Er habe gesagt, dass E. Glück gehabt habe, weil E. beim Anbringen von Gardinenstangen haarscharf an der Leitung vorbei gebohrt habe. Der Mann habe mit ihm das Zimmer gewechselt. Götzl hält vor, der Mann habe laut Sch.s Aussage nur gegrinst. Sch. bestätigt das. Dann hält Götzl vor, dass Sch. nicht beschwören könne, dass es sich um „Endlos“ handele, er sei sich aber relativ sicher. Sch. sagt, der habe neben ihm gestanden und da sei er, Sch., zuerst auf Mundlos gekommen, es sei aber Böhnhardt, der Größere und Dunklere gewesen. Der sei auch bedeutend größer als er selbst gewesen. Er beziehe sich auf die Bilder, die im Fernsehen gezeigt worden seien, so Sch. Götzl hält vor, im Vernehmungsprotokoll stehe, Frau E. habe im Januar 2011 um einen Termin gebeten, und da sei Zschäpe dabei gewesen. Sch. sagt, die Wohnung sei im November von den beiden Frauen besichtigt worden, wie der Januar da rein komme, wisse er nicht. Götzl hält vor. Sch. habe gesagt, er sei mit Frau E. in der Wohnung gewesen, als es geklingelt habe. Frau E. habe gesagt, das sei ihre Freundin und er habe sie über den Türöffner rein gelassen. Dann habe er die Frauen alleine gelassen. Götzl hält die Aussage Sch.s, vor, der zufolge es lange gedauert habe, er sich nun aber relativ sicher sei, dass es sich dabei um Zschäpe handelte. Sch. sagt, wenn man die Bilder sehe, überlege man, „wo hat man die schon einmal gesehen“. Und da sei ihm die Wohnungsbesichtigung eingefallen. Dann werden Sch. Wahllichtbildvorlagen gezeigt. Auf der ersten erkennt Sch. Zschäpe. Auf der zweiten erkennt er Mundlos und sagt, dass er es sei. Bei der Vorlage mit Böhnhardt erkennt er Böhnhardt. Götzl hält vor, Sch. habe bei der Polizei auf der Wahllichtbildvorlage Mundlos als denjenigen identifiziert, der neben ihm gestanden habe, auf der Vorlage mit Böhnhardt habe er niemanden erkannt. Sch. sagt, Böhnhardt sei ein dunklerer Typ mit abstehenden Ohren und der habe neben ihm gestanden. Götzl fragt, wie Sch. auf Böhnhardt komme. Da habe er keine plausible Erklärung, so Sch., aber Böhnhardt sei der Größere, Dunklere gewesen. Götzl fragt zur Verfassung der E.s bei dem Gespräch. Die seien beide ziemlich aufgebracht gewesen, so Sch. Sch. bestätigt den Vorhalt Götzls, dass Frau E. abgespannt gewesen sei und ihr die Situation nahe zu gehen schien. Nebenklagevertreter RA Erdal fragt, ob Sch. bei dem Umzug, wo Böhnhardt da gewesen sein solle, wahrgenommen habe, ob der Umzug von Polizei oder Verfassungsschutz beobachtet wurde. Das habe er nicht mitbekommen, so Sch. Er habe auch später, nach der Festnahme, nichts davon mitbekommen, ob der Umzug damals beobachtet wurde, so Sch. Auf Frage sagt Sch. bei der vermieteten Wohnung handele es sich um eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Zschäpes Verteidiger RA Heer fragt, wie es zu Sch.s Vernehmung durch die Polizei gekommen sei. Sch.: „Als Geschädigter war ich sozusagen mit von der Partie.“ Er sei vorgeladen worden. Heer fragt, wie es zu der Formulierung im Protokoll komme: „erscheint freiwillig und auf eigenen Wunsch“. Sch. sagt, der Einsatzleiter vom BKA habe ihm nahegelegt, ihn zu kontaktieren, wenn ihm noch etwas einfalle. Auf Frage von Heer sagt Sch., er habe Nachrichten zum Thema NSU verfolgt, schaue täglich Nachrichten und lese die Zeitung. Wann er zum ersten Mal ein Foto von Zschäpe in den Medien gesehen habe, wisse er nicht mehr. Beim Lesen sei bei ihm der Groschen gefallen, „die Frau kennst du doch“, da habe er aber noch nicht gewusst, woher. Das könne November oder Dezember gewesen sein. Dann geht es um die zeitliche Einordnung des Moments, als Sch. für sich gesagt habe, die Frau habe ich gesehen. Das könne er terminlich nicht exakt beantworten, so Sch., es sei vor der Vernehmung, aber nach dem polizeilichen Zugriff gewesen. RA Stahl fragt, ob die Schwarz-Weiß-Bilder, anhand derer er die Personen erkannt habe, von der Polizei gezeigt worden sei. Sch. bejaht das. Stahl: „Das ist ja mal interessant.“ Dann fragt er, ob von den drei Personen die Bilder zuerst gezeigt worden seien oder nur diese Lichtbildvorlagen, die eben gezeigt worden seien. Sch.: „Nur diese Lichtbildvorlagen.“ Stahl: „Die sie eben gesehen haben?“ Sch.: „Ja.“ Dann fragt André E.s Verteidiger RA Kaiser, woran Sch., festmache, wie groß Mundlos und wie groß Böhnhardt sei. Das wisse er möglicherweise aus der Presse, dass es einen größeren und einen kleineren gab, so Sch. Auf Frage sagt Sch, er sei 1,73 m groß. Kaiser fragt, ob Sch. denn wisse, wie groß Mundlos und Böhnhardt waren. Der Mann sei deutlich größer als er selbst gewesen, so Sch., aber er könne das nicht in cm ausdrücken. Wohllebens Verteidigerin RAin Schneiders fragt, warum Sch. Geschädigter sei. Sch. sagt, das BKA habe „einige Spuren hinterlassen“ beim Zugriff. Man habe ihm am Tag des Zugriffs den Zweck des Einsatzes erläutert und dass alles bezahlt würde, das sei eine formelle Erklärung gewesen, damit er wisse, um was es geht.

Um 15.26 Uhr geht es weiter mit der Vernehmung des Zeugen Patrick Ku. Ku. ist der 22-jährige Sohn der Zeugin Heike Ku. Ku. berichtet, sie hätten nach dem Einzug 2006 schnell Kontakte geknüpft zu den anderen Bewohnern. Auf Frage von Götzl sagt Ku., in der Wohnung von Zschäpe habe, „laut dem was gesagt worden ist“, außer Zschäpe noch deren Mann bzw. Lebensgefährte gewohnt. Das wisse er von seiner Mutter, so Ku., seine Mutter und Beate hätten öfter zusammen Kaffee getrunken. Und Zschäpe habe das auch selbst mal erzählt. Weiter habe Zschäpe erzählt, dass der Lebensgefährte auf Montage arbeite und seine Eltern eine eigene Firma hätten, also dass er bei seinen Eltern angestellt und für Geschäftsreisen zuständig sei. Von einem Beruf Zschäpes sei nie die Rede gewesen. Ab und zu habe es geheißen, sie kriege Besuch, aber ob da wirklich wer war, könne er nicht beurteilen, so Ku. Götzl fragt zum Wasserschaden. Ku. antwortet, damals solle er da angeblich die Wasserleitung von der Spüle aufgedreht haben. Zschäpe sei hoch gekommen und habe Sturm geklingelt bei ihnen. Er habe einen Ersatzschlüssel gehabt, sie seien in die Wohnung F. gegangen und da habe das Wasser schon 5 bis 10 cm gestanden. Er habe dann das Wasser abgedreht. Man habe bei Zschäpe am Badfenster schon gesehen, wie es runter getropft habe. Er habe das selber gar nicht mitgekriegt, so Ku. Götzl hält das Datum 7. Dezember 2006 vor. Das könne stimmen, so Ku. Götzl sagt, es liege ein Protokoll vor betreffend „André E.“ vom 11.1.2007, dort stehe: „Dabei bemerkte ich, dass bei uns im Bad das Wasser von der Decke lief. Damit meine ich das Bad von Matthias. Ich ging sofort nach oben und klingelte, es hat aber niemand geöffnet. Danach klingelte ich bei den Nachbarn, es öffnete mir der Sohn, ein etwa 16jähriger Jugendlicher.“ Dann sei es ein Mann gewesen, er wisse es nicht mehr, so Ku. Götzl sagt, vorher habe er wie selbstverständlich geschildert, dass Zschäpe hoch gekommen sei und nach dem Vorhalt sage er plötzlich, er könne sich nicht erinnern. Ku. sagt, Zschäpe habe selber oben gestanden mit einer Person, es könne sein, dass der geklingelt habe. Den Namen André E. habe er nie gehört, so Ku. Auf Frage sagt Ku., er habe nie Männer aus Zschäpes Wohnung kommen sehen. Er sei selber nie in der Wohnung gewesen. Götzl hält Ku.s Aussage bei der Polizei vor, derzufolge Zschäpe zu Ku, gesagt habe, sie wohne mit ihrem Freund in der Wohnung und er, Ku., sie gefragt habe, ob sie ihn heiraten wolle. Sie habe darauf gesagt, so Ku., sie wolle ihn nicht heiraten. Weiter hält Götzl vor, Ku. habe ausgesagt, er habe einmal einen Mann aus der Wohnung kommen sehen, und er vermute, dass das ihr Freund war. Ku.: „Keine Ahnung.“ Ku. bestätigt, dass Zschäpe mal erwähnt habe, dass sie öfters Filmabende machen würden. Dann werden Lichtbilder in Augenschein genommen. Auf der Wahllichtbildvorlage, auf der mit Nummer 2 Mundlos zu sehen ist, habe er, so Ku., die Nummer 2 erkannt als einen von den Fahndungsbildern vom Wohnwagen [Eisenach]. Es könne sein, dass er den mal flüchtig im Haus gesehen habe, aber nicht aus der Wohnung kommend. Götzl hält vor, bei der Polizei habe Ku. angegeben, er erkenne die 2, die in einem Fall aus der Wohnung der Susann herausgekommen sei. Das sei lange her, so Ku, er speichere sich doch nicht alles ab. Götzl fragt nach dem Aussehen. Ku. sagt, der Mann habe ein bisschen längere Haare gehabt als auf dem Bild und eine Jeanshose getragen. Götzl hält die Aussage vor, dass der Mann zu der Zeit eine richtige Glatze gehabt und einen Kinnbart getragen habe. Das könne sein, sagt Ku. Auf der Vorlage mit Böhnhardt [Nummer 7] erkenne er die Nummer 7, so Ku., das sei der, der mit auf dem Bild gewesen sei beim Wohnwagen [Eisenach]. Er habe die Person, soweit er wisse, sonst noch nie gesehen. Es wird ein Bild vorgelegt, auf dem mit der Nummer 6 der Angeklagte Holger G. zu sehen ist. Dann wird die Vorlage in einer schwarz-weißen Version vorgelegt und Ku. sagt, die Nummer 5 [unbekannte Person]glaube er über die Medien zu kenne, das sei der, „der wegen den Wohnungen geholfen hat“. Auf einer Vorlage, auf der ein Bild des Angeklagten André E. zu sehen ist, erkennt er niemanden. Auf einer Lichtbildvorlage mit Susann E. auf der Nummer 6 sagt Ku., er erkenne die 6, die habe er mal in in der Stadt gesehen. Götzl sagt, im Protokoll heiße es dazu: „Ich glaube dass sie mal im Haus rum gegeistert ist“. Das könne sein, er habe sie jedenfalls in der Stadt gesehen. Auf einer Wahllichtbildvorlage mit Wohlleben erkennt Ku. niemanden, auf der Vorlage mit Zschäpe erkennt er Zschäpe. Er habe Zschäpe unter dem Namen „Lisa“ gekannt, da sei mal irgendwas mit seiner kleinen Schwester gewesen. Der Nachname sei „Dietzke“ oder so ähnlich gewesen. Es könne auch „Dienelt“ gewesen sein, bestätigt Ku. auf Nachfrage. „Susann“ sagt ihm nichts. Götzl hält vor, er habe bei der Polizei angegeben, er habe Zschäpe unter „Susann“ gekannt, seine Mutter habe sie „Lisa“ genannt, er „Susann“ oder „Sus“. Das stimme nicht, er habe „Lisa“ gesagt, so Ku. Auf die Frage, warum das dann da stehe, sagt Ku., er verstehe, dass Götzl da jetzt verwirrt sei, er sei es selber. Er sei sich aber sicher, dass er immer „Lisa“ gesagt habe: „Aber ich könnte auch falsch liegen.“ Götzl fragt, ob Ku. mal zum Thema rechte Szene Kontakt zu Zschäpe gehabt habe. Ku. berichtet, mit etwa 14, da hätten sie noch in Brand gewohnt, habe eine Klassenkameradin in der Schule eine CD mit volksverhetzender Musik – „“, „“, „Störkraft“ – im Discman gehabt. Die CD sei von der Erzieherin entdeckt worden und da sei er „mit rein gezogen“ worden, weil die Mitschülerin gesagt habe: „Patrick, helf mir“. Daraufhin sei er von der Kripo nach Hause gebracht worden, weil er gesagt habe, dass er zu Hause auch eine CD habe. Er meine, das sei eine CD von „Lunikoff Verschwörung“ gewesen, die sei aber „nicht so extrem volksverhetzend“ gewesen und habe auch nicht auf dem Index gestanden, da sei es „Kameradschaft“ und „Patriotismus und so“ gegangen. Die CD habe er vor den Augen des Polizisten vernichten müssen. Das habe seine Mutter „Susann“ erzählt und die habe gesagt, er solle sich da fern halten von der Szene, denn sie sei schon mit einem Bein im Knast gestanden. Götzl hält vor, dass Ku. ausgesagt habe, dass da gerade ein Fernsehbericht über die rechte Szene oder eine Gerichtsshow gekommen sei, und der Hintergrund des Gesprächs sei gewesen, dass Zschäpe gewusst habe, dass er früher mal rechts gewesen sei. Weiter hält Götzl vor, Ku. habe gesagt, er schaue sich viele Dokumentationen an über den „“ und „“. Das tue er auch heute noch, so Ku.: „Ist ja kein Verbrechen.“ Götzl fragt, was mit „früher mal rechts“ gemeint sei. Ku. sagt, das sei „Kindergarten“ gewesen, er habe als „kleines Kind“ erzählt, er sei Nazi, aber da sei gar nichts gewesen. Götzl fragt nach Ku.s Einstellung heute. Ku. sagt, er sei neutral. Er sei immer auf der „Russenwiese“ gewesen, sie hätten sich mit vielen „ausländischen Mitbürgern“ getroffen, da sein Russen, Türken, Araber dabei. Auf die Frage, ob es mit Zschäpe mal das Thema Ausländer gegeben habe, sagt Ku, es könne sein, dass er geäußert habe, dass er was gegen die Ausländer habe, „die hierher kommen und sich vom Staat die Kohle in den Arsch schieben lassen und nicht arbeiten“. Götzl hält vor, Ku. habe bei der Polizei ausgesagt, er habe Zschäpe gefragt, wie sie zu Ausländerfeindlichkeit und steht. Das könne sein, so Ku. Götzl hält weiter vor, er habe ausgesagt, Zschäpe habe erzählt, dass sie was gegen Ausländer habe, die nur nach Deutschland kommen, um vom Staat zu leben. Ku.: „Mein Reden.“ Götzl sagt, eben sei es aber um ihn, Ku., gegangen. Ku. sagt, er wisse nicht, dass sie was dazu gesagt hat. Er erinnere sich nicht an das Gespräch, er könne sich soviel nicht merken und wisse nicht mal, wann seine eigene Mutter Geburtstag hat. Die Frage, ob er das Thema NSU in den Medien verfolgt habe, verneint Ku., er schaue sich auf N24 Dokumentationen über Katastrophen an „über einen Meteorit, der die Erde platt macht und solche Sachen“. Götzl fragt, ob Ku. ihm das wirklich erzählen wolle, er habe ja immer hin mit Zschäpe in einem Haus gewohnt. Ku. sagt, er habe das vielleicht am Anfang gemacht, jetzt habe er Arbeit und zwei Kinder und müsse sich darauf konzentrieren. Götzl sagt, er habe Ku. belehrt, dass er nichts verschweigen dürfe. Ku., erwidert, er könne sich nicht alles merken, wenn er das so gesagt habe, dann sei das so gewesen. Dann spricht er davon, dass Kripo und Presse da gewesen seien und er das dann verdrängt habe, weil er nichts mit der Sache zu tun haben wolle. Er habe sich nicht vorstellen können, dass er hier aussagen muss, weil er selbst ja „einen Witz an Kontakt“ mit Zschäpe gehabt habe. Götzl fragt, wie häufig der Kontakt der Mutter zu Zschäpe gewesen sei. Ku.: „In zwei Wochen drei- bis viermal.“ Götzl fragt, wie das nach dem Auszug gewesen sei. Ku.: „Alle zwei Wochen so zwei- bis viermal.“ Als Zschäpe noch in der Polenzstraße gewohnt habe, da hätten sie im Hof gesessen und Kaffee getrunken, das sei ein Ritual gewesen, sobald die Sonne raus gekommen sei. Da sei Zschäpe auch meistens raus gekommen. Dann geht es um Urlaube von Zschäpe. Zschäpe habe erzählt, so Ku., dass sie einmal im Jahr in Urlaub fahren würden, einmal habe Zschäpe der Mutter auch eine Postkarte geschickt. Woher wisse er nicht, aber sie sei blau und gelb mit Blumen oder Palmen gewesen. Götzl hält vor, Ku. hab ausgesagt, Zschäpe habe, wenn sie etwas habe trinken wollen, das Taxi genommen, weil sie  wegen ihres Führerscheins nicht von der Polizei habe angehalten werden wollen. Das bestätigt Ku. Ku. bestätigt den Vorhalt, dass „Susann“ und ihr Freund immer im Juni oder Juli in Urlaub gefahren seien. Götzl fragt, ob er mal gehört habe, wovon Zschäpe lebte. Ku.: „Durch ihren Mann oder die Selbständigkeit, dass der Mann halt gut Geld verdient, hab ich mal raus gehört.“ Einmal habe sie den Einkauf seiner Mutter bezahlt, sagt Ku. auf Frage, der Schwester habe sie mal was von „Barbie“ gekauft. Dann fragt Götzl zu Fahrrädern, Ku. spricht von Zschäpes rotem Rad, vom Rad des Freundes habe er keine Ahnung, er habe nie in deren Keller geschaut. Götzl hält vor, Ku. habe von einem Rad, das im Fahrradkeller abgestellt gewesen sei, gesprochen. Das könne nicht sein, so Ku., weil die ihre Räder wegen Diebstahlgefahr in ihrem eigenen Keller abgestellt hätten. Er selbst habe erst später in den Keller geschaut, der sei trockengelegt gewesen, die anderen Keller seien nass gewesen. Götzl hält vor, dass Ku. angegeben habe, der Keller sei extra gesichert gewesen, was Ku. bestätigt. Dann hält Götzl vor, dass Zschäpe laut Ku.s Aussage öfters den Einkauf der Ku.s, bezahlt habe. Das könne sein, so Ku. Seine Mutter habe auch mal gesagt, dass Zschäpe mal gesagt habe, sie sollten dem Freund nichts darüber erzählen. Den Vorhalt Götzls, dass „Lisa“ auf Ku.s Frage hin gesagt habe, sie und ihr Freund seien die Mieter der Wohnung, bestätigt Ku. Götzl hält vor, Ku. habe angegeben, Zschäpe sei insgesamt freundlich gewesen, habe auch mal bei ihm ins Zimmer geschaut, sich erkundigt, wie es ihm gehe, und dass Zschäpe Streitigkeiten aus dem Weg gegangen sei. Ku. sagt, wenn sie unten getrunken hätten und jemand „einen gewissen Synapsenausschlag“ gehabt habe, habe sich Zschäpe raus gehalten. Ku. bestätigt, dass er sich im November 2010 mit Zschäpe mal über einen Streit, den er mit einem Typen gehabt habe, unterhalten habe. Genau könne er sich nicht erinnern: „Ich denke mal, der wollte mich umknallen oder ich wollte ihn umschießen, aufs Maul hauen wegen irgendeinem Vorfall.“ Er sei „dunkel der Meinung“, dass Zschäpe ihm geraten habe, er solle sich da raus halten. Götzl sagt, dass Zschäpe ihm laut Aussage geraten habe, er solle sich nichts gefallen lassen und auch zulangen, das habe ihn überrascht. Ku. sagt, das könne sein, er habe ja keinen Grund zu lügen gehabt.

OStAin Greger fragt, ob die Person, die beim Wasserschaden geklingelt hat, die Person gewesen war, die Ku. heute als Freund der „Lisa „bezeichnen würde. Ku. sagt, er habe ja nur gewusst, dass sie einen Lebensgefährten habe, ob das der gewesen sei, der geklingelt habe, könne er nicht mehr sagen. Greger hält die Aussage vor, derzufolge er nach dem Öffnen der Wohnung diese zuerst betreten habe und der Freund der „Lisa“ und sein Kollege ihm gefolgt seien. Das könne sein, so Ku., aber er habe kein Bild mehr dazu. OStA Weingarten, möchte wissen, ob Ku. jede Frage des Vorsitzenden wahrheitsgemäß beantwortet habe. Das bejaht Ku. Weingarten sagt, er könne das kaum glauben, weil Ku. mehrfach das Gegenteil dessen gesagt habe, was er dann später auf Vorhalt gesagt habe. Ku. sagt, er könne sich nicht erinnern. Weingarten weist auf die unterschiedlichen Aussagen Ku.s zu der Frage hin, ob Zschäpe ihm geraten habe, sich zurückzuhalten oder zuzulangen. Weingarten fragt, was Zschäpe dazu nun tatsächlich gesagt habe. Ku. sagt, das falle ihm nicht mehr ein. Weingarten erwidert, bei anderen Dingen, etwa der Postkarte, habe Ku. aber sehr präzise Erinnerungen. Weingarten fragt, ob die eigentlich aus dem Inland oder Ausland gekommen sei. Ku. sagt,er wisse es nicht. Weingarten sagt, Ku.s Mutter habe sich heute enttäuscht gezeigt, dass sie keine Postkarte bekommen habe. Ku. sagt, die Karte sei vielleicht von wem anders gewesen. Dann sagt Weingarten, Zschäpe solle einerseits davor gewarnt haben, sich mit der rechten Szene einzulassen, andererseits solle sie sich in nachteiliger Weise über Ausländer ausgelassen haben. Ku. sagt darauf, er habe einen Kollegen, der sei „linksextrem“ und der möge auch nicht, „wenn die Ausländer reinkommen und vom Staat leben“. Auf Frage von Weingarten sagt Ku., er habe sich nie erkundigt, ob Zschäpe auch mal zugelangt habe. Daran erinnere er sich aber, auch wenn er sich nicht an die Situation erinnere, fragt Weingarten. Das bestätigt Ku. Weingarten fragt: „Hat es ein solches Gespräch gegeben mit Frau Zschäpe, ja oder nein?“ Nach längerer Pause verneint Ku. die Frage. Das sei seine sichere Erinnerung, bestätigt er auf Nachfrage. Weingarten fragt, warum er dann bei der polizeilichen Vernehmung einen ganzen Absatz verloren habe zu einem Gespräch, das es nicht gegeben hat. Weingarten fragt, ob Ku. das BKA belogen habe. Das verneint Ku., das mache er nicht: „Ich weiß es wirklich nicht mehr.“ Weingarten sagt, man könne also festhalten, dass Ku. sich beim BKA redlich bemüht habe, die Wahrheit zu sagen, und dass es sein könne, dass er damals noch Dinge in Erinnerung gehabt habe, die heute weg seien. Ku. bejaht das. Weingarten fragt, ob Ku. heute kein Rechter mehr sei, was Ku. bestätigt. Weingarten fragt, ob Ku. einen Anlass habe, Zschäpe zu schonen. Ku.: „Warum soll ich sie schonen, häh, was denn für einen Anlass?“ Auf Frage von Nebenklagevertreter RA Reinecke sagt Ku, er sei mit seiner Mutter nach München gekommen, habe sich aber nicht mit ihr über den Prozess unterhalten, sondern die ganze Fahrt geschlafen. Er habe sich auch sonst nicht mit ihr über den Prozess unterhalten. Dann wird ein Ausschnitt aus der schon erwähnten NDR-Dokumentation gezeigt, in dem ein verpixelter Mann mit nachgesprochener Stimme die schon zitierten Aussagen macht. Ku. sagt, das seien nicht ganz seine Worte, „Alter“ habe er nicht gesagt. Ku. sagt, dass es doof sei, dass sie [Zschäpe] beschuldigt werde für das Ganze, das habe er gesagt:“Vielleicht war sie ja nicht dran schuld, stand nur daneben oder so.“ Er habe, so Ku. sofort ein Beispiel. Zschäpe, seine Mutter und eine weitere Freundin hätten sich mal „gehasst ohne Ende“, sich „nicht mit dem Arsch angeschaut“. Und da sei Zschäpe mit einem Blumenstrauß gekommen und sie hätten sich in den Armen gelegen. Deswegen könne er sich nicht vorstellen, dass so eine zehn Menschen erschießt. Um was es in dem Streit gegangen sei, wisse er nicht, aber Zschäpe sei zu seiner „Mum“ in den Hof gefahren mit einem Blumenstrauß und Wein und dann hätten sie sich wieder vertragen, „wie Frauen das so machen“. Reinecke fragt, welche weitere Nachbarin da eine Rolle spiele. Ku. sagt: „Nadine Re. vielleicht, die hängt ja überall drin, wenn es Stress gibt.“ Das sei nach Zschäpes Auszug gewesen, so Ku. Reinecke hält eine weitere Aussage Patrick Ku.s aus dem Fernsehbeitrag vor, denen zufolge Ku. gesagt habe: „Ich bin jetzt keiner, der Adolf Hitler verehrt oder Rudolf Heß oder was weiß ich. Ich finde Ausländer, Griechen oder sonstiges, die hierher kommen, sich ihre Existenz von Null aufbauen und dann ihre Sache machen, Arbeiten gehen bis zum Kaputtnik, Arbeiten gehen bis nichts mehr geht, das finde ich in Ordnung, aber Menschen, die hierher kommen, im Asylwohnheim wohnen, da einen Geldantrag stellen und da einen und da kriegen sie alles in den Arsch geblasen, solche Menschen hasse ich.“ Ku. sagt, das seien seine Worte. Reinecke fragt, wie Ku. denn Deutsche finde, die zum Amt gehen. Ku sagt: „Genauso asozial.“ Es gebe welche wie seine Mutter, so Ku., die dürfe nur drei Stunden arbeiten, aber welche, die genauso faul seien, das sei „genauso asozial“. Reinecke hält dann vor, dass es im Film zu den Entschädigungen an Hinterbliebene der Opfer heiße: „Finde ich absolut asozial. Es gibt andere Menschen, die Schlimmeres erlebt haben, weitaus Schlimmeres. Bestes Beispiel: Was ist denn mit den Menschen, Frauen oder Kindern, die vergewaltigt werden, was ist denn damit? Die bekommen auch keine Entschädigung.“ Ku.: „Ja, das waren meinen Worte.“
Reinecke will in Bezug auf den Wasserschaden wissen, ob Zschäpe Ku. etwas darüber erzählt, dass sie Tritte in der Wohnung gehört habe. Das wisse er nicht mehr, so Ku., er habe auch keine Ahnung, ob das eine Rolle bei dem Ermittlungsverfahren gespielt habe. Er wisse nicht, dass auch Zschäpe wegen des Wasserschadens bei der Polizei vernommen wurde. Der Polizist habe aber gemeint, es würden alle als Zeugen vorgeladen. Er wisse nicht mehr, ob Zschäpe ihm erzählt habe, was sie ausgesagt hat. Reinecke fragt zu einer Besonderheit mit den Schlüsseln und Schließzylindern in der Polenzstraße 2. Anfangs habe man mit ihrem, Ku.s, Schlüssel auch oben aufschließen können. Reinecke fragt, ob mal darüber gesprochen worden sei, dass das bei einer Reihe von Wohnungen gehe, aber nicht bei der Wohnung „Dienelt“. Ku. bejaht das, die hätten sowieso extra ein Schloss dran gehabt. Auf Frage von Reinecke, ob mal drüber gesprochen worden sei, warum nie jemand in die Wohnung „Dienelt“ reinkomme, sagt Ku, er habe keine Ahnung, das habe ihn nicht interessiert. Er habe die Wohnungen von Po. und F. gekannt, so Ku. Reinecke fragt, ob es ihm da nicht komisch vorgekommen sei, dass er nicht in die Wohnung „Dienelt“ rein gekommen sei. Götzl beanstandet die Frage als suggestiv. Ku. bestätigt auf Frage von Reinecke, dass er mit seiner Mutter am 5. November 2011 in der Frühlingsstraße war, seine Mutter habe „so ein Bauchgefühl“ gehabt, dass etwas mit Zschäpe sei. Reinecke fragt, ob er seine Mutter nicht gefragt habe, wie sie auf die Idee kommt, dass der Brand in der Frühlingsstraße etwas mit Zschäpe zu tun haben könnte. Das wisse er nicht, so Ku., vielleicht habe Zschäpe seiner Mutter mal erzählt, das sie in der Gegend Weißenborn wohne. Seine Mutter habe sonst nichts gesagt, habe eh schon Tränen in den Augen gehabt, sie hätten eine geraucht und seine Mutter habe den ganzen Tag einen Kopf gemacht, dass es bitte nicht Zschäpe war, was sie ja dann doch gewesen sei. Auf Nachfrage, was er damit meine, sagt Ku.: „Dass sie Bumm gemacht hat.“ Seine Mutter habe ihm erst davon erzählt, dass sie Besuch von der Polizei gehabt habe, als wieder Polizei vor der Tür gestanden habe und er habe zu ihr kommen sollen, zwei oder drei Tage nach dem „Bumm“. Auf Frage von RA Kolloge sagt Ku., Zschäpe habe mal erzählt, dass sie sich ein großes Soundsystem gekauft hätten. Kolloge fragt, ob man das gehört habe. Ku. sagt, das habe „ganz schön laut geschabbelt“ im Haus. Einmal die Woche hätten die so DVD-Abende gemacht mit Freunden, man hab dann immer die Geräusche von den Filmen gehört. Kolloge fragt, ob in die Wohnung eine Schallisolierung eingebaut worden sei. Er wisse, dass sie in dem Zimmer ein bisschen abgedämmt hätten, so Ku. Das wisse er, weil es Zschäpe erzählt habe. Auf Frage von RA Narin sagt Ku., er kenne die Band „Endstufe“ [Rechtsrock-Band]. Narin fragt, ob Ku. für die Band bei Facebook werbe. Ku. bestätigt das, es gebe auch normale Lieder, die seien nicht rechts oder links. Narin fragt, ob Ku. bei Facebook Sachen von der NPD, über „“ oder Asylbewerber poste. Ku. erwidert, in Schneeberg [Erzgebirge] werde jetzt das vierte Asylbewerberheim aufgemacht und es sei jetzt schon legalisiert worden, dass „sie“ nicht mal mehr die Staatsbürgerschaft bräuchten, um Hartz 4 zu bekommen. Auf Frage sagt er, den Thorsten Po. stufe er als rechts ein. Ihn unterscheide von Po. dass der seine Meinung frei öffentlich äußere. Auf Frage von Narin sagt Ku. er halte manchmal eher mit seiner Meinung hinterm Berg. Dann geht es um die Security-Firma für die Ku. arbeitet. Narin fragt, ob das alles Hooligans oder Nazis seien, die da arbeiten. Ku. sagt, das seien normale Menschen, angeblich solle ein Zuhälter dabei sein, sie hätten auch Russen und Schwarze dabei: „Wir sind da nicht so.“ RA Prosotowitz fragt, ob Ku. bei Zschäpe nachgefragt habe, was es gewesen sei, weswegen Zschäpe mit einem Bein im Knast gestanden habe. Ku. antwortet, er habe gefragt, aber sie habe nicht darüber reden wollen. Auf Frage von RA Langer sagt Ku., er habe einen Ersatzschlüssel von F.s gehabt, weil sie noch hätten Kleinzeug ausräumen sollen und er noch beim Renovieren habe helfen sollen. Das sei Nachbarschaftshilfe gewesen. Langer fragt, warum die Bewohner der unteren Wohnung wegen des Wasserschaden zu ihm gekommen seien. Ku. sagt, weil kein anderer aufgemacht habe. Er habe gefragt, ob er mal öffnen solle und habe auch sein Ohr an die Tür gehalten und da habe es geplätschert. Auf Frage von Langer sagt Ku., er habe von außen gesehen, dass an der Wohnung Zschäpes das Wasser durchgelaufen sei.
Auf Frage von RA Sidiropoulos bestätigt Ku., dass man aus dem Hof sehe, wer rein und raus geht. Sidiropoulos fragt, wie Ku. mitbekommen habe, dass Zschäpe Filmabende gemacht habe. Das habe Zschäpe seiner Mutter gesagt, so Ku., er habe nicht gefragt, ob er auch mal an den Abenden teilnehmen könne. Sidiropoulos hält vor, Ku. habe ausgesagt, dass „Susann“ ihm mal gesagt habe, dass sie abends nicht im Hof sei, weil sie noch Besuch bekomme und Filme anschaue. Weiter hält Sidiropoulos vor, dass Ku. ausgesagt habe, er habe auch mal rein schauen wollen, sie habe aber immer gesagt, dass es nicht passen würde. Das könne sein, so Ku. Sidiropoulos sagt, da sei aber nicht von Ku.s Mutter die Rede. Ku. sagt, seine Mutter sei immer dabei gewesen: „Meine Mutter und Frau Zschäpe waren unzertrennlich.“ Sidiropoulos fragt, ob das Gespräch vor einem solchen Filmabend gewesen sei, was Ku. bestätigt. Sidiropoulos fragt dann, ob an diesem Abend Leute im Hof gewesen seien. Das könne sein, so Ku., er kriege das nicht mit, wenn er mit Headset da sitze. Sidiropoulos sagt, eben habe Ku. gesagt, er habe immer „Lisa“ zu Zschäpe gesagt, ihm, Sidiropoulos, sei aber aufgefallen, dass Ku. eben bei einer Frage zu dem Vorkommnis mit der CD gesagt habe, das seine Mutter das der „Susann“ gesagt hätte. Ku. sagt, er nehme den Namen hier auf, wenn er ihn hier höre.

RA Heer fragt, ob es eine echte Freundschaft zwischen Zschäpe und Ku.s Mutter gewesen sei, was Ku. bestätigt: „Meine Mutter war in der Zeit richtig aufblühend, sie konnte auch mal ihr Herz ausschütten.“ Ku. bejaht, dass die Sympathie auf Gegenseitigkeit beruht habe und sich Lisa gerne bei seiner Mutter aufgehalten habe. RA Stahl fragt, was damals für Ku. rechte Szene geheißen habe. Ku. spricht von“Sieg-Heil-Schreien“, „Ausländerverprügeln“ und volksverhetzender Musik. Es habe in seinen Umfeld Leute gegeben, die so was gemacht hätten, bestätigt Ku. Auf Frage von Stahl sagt Ku., er sei damals schon fast drin in der Szene gewesen. Zschäpe und er hätten sich nie größer darüber unterhalten, so Ku. auf Frage von Stahl. Stahl hält Ku. seine Aussage vor, dass er nicht den Eindruck gehabt habe, dass sie eine rechte Gesinnung habe und will wissen, woran er das festmache. Man merke das in einem Gespräch, und sie habe in keinem Gespräch Anzeichen gegeben. Stahl fragt, wie der Spruch, den Patrick Ku. laut seiner Mutter bei einem gemeinsam angesehenen Fernsehbeitrag gemacht habe, denn bei „Lisa“ angekommen sei. Ku.: „So wie sie reagiert hat definitiv negativ.“ Nebenklagevertreter RA Daimagüler fragt, ob die Beziehung von Ku.s Mutter zu Zschäpe gleichberechtigt gewesen sei. Ku. bejaht das, es sei bei den zwei „ein Geben und Nehmen“ gewesen. Nach „Lisas“ Wegzug sei seine Mutter deprimiert gewesen. Auf Frage von Daimagüler sagt er, seine Mutter habe kein Handy und keine Adresse gehabt, Zschäpe sei einfach vorbei gekommen. Götzl fragt nochmal zur Aussage Ku.s, dass Zschäpe etwas gegen Ausländer habe, die nach Deutschland kommen und vom Staat leben. Ku. versteht offenbar die Frage nicht und nach Interventionen von RA Stahl beendet Götzl seine Befragung. RA Hoffmann fragt, ob Ku. heute kein Rechter mehr sei, was dieser bestätigt. Dann fragt Hoffmann: „Und wenn Sie bei Facebook ‚Endstufe‘ posten, dann in dem Bewusstsein, dass das nicht rechts ist?“ Ku. sagt, „Endstufe“ würden keine rechten Lieder mehr machen. Hoffmann fragt, ob Ku. ein Lied von „Endstufe“ nennen könne, das nicht rechts ist. Ku. schweigt. Hoffmann sagt, er habe keine Fragen mehr.

Der Verhandlungstag endet um 18.07 Uhr.

Nebenklagevertreter Rechtsanwalt Scharmer erklärt zur Befragung der Nachbarin:

“Man musste der Zeugin die Antworten förmlich aus der Nase ziehen und dann reagierte sie laut und in der Regel auch frech. Sie erklärte, dass sie andere Probleme habe, als hier auszusagen. Dass es um 10 ermordete Menschen geht und es auch auf ihre Aussage ankommt, sah die Zeugin nicht. Die Zeugin war nicht nur unverschämt gegenüber dem Gericht und den Nebenklageanwälten. Ihr fehlte auch jegliche Empathie für die hingerichteten Opfer des NSU. Es verwundert nicht, dass das Trio in Umgebung solcher Nachbarn nicht aufgefallen ist.“

Zur Befragung des Sohnes erklärt Rechtsanwalt Scharmer weiter:

„Der Zeuge will sich einerseits genau daran erinnern, dass ihm Zschäpe vor über 6 Jahren geraten habe, sich von der rechten Szene fernzuhalten, meint andererseits aber, nach 2 Jahren verdrängt zu haben, dass sich Zschäpe rassistisch geäußert hat – das ist nicht glaubhaft.“

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