Protokoll 90. Verhandlungstag – 27. Februar 2014

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Mandy S. musste heute den zweiten ag in Folge aussagen. In ihren Aussagen wurde deutlich, wie gut sie in der militanten sächsischen und Nürnberger Neonazi-Szene vernetzt war und wen sie alles kannte. In ihrer Nürnberger Zeit konnte St. Kontakte zur Fränkischen Aktionsfront aufbauen. Angeblich auf Anregung von Thomas Starke unterhielt sie Briefkontakt zu inhaftierten Neonazis über die HNG und schrieb auch mit einem inhaftierten Neonazi einen Beitrag im Fanzine „Landser“. Die drei Untergetauchten aus Jena will sie hingegen nicht gekannt haben und nur wenige Male in der Wohnung von Max-Florian Bu. getroffen haben.

Zeugin:

  • Mandy St. (mutmaßliche NSU-Unterstützerin)

Im Besucherbereich der Empore sitzen in der ersten Reihe mehrere Personen, darunter , und Nico Me. aus Kahla in Thüringen. Sie sind vermutlich wegen des heutigen 39. Geburtstages von Ralf Wohlleben da. Als Wohlleben die Personen erblickt, lächelt er.

Der Verhandlungstag beginnt um 9.48 Uhr. Wohllebens Verteidiger RA Klemke ist heute nicht anwesend. Einzige Zeugin ist heute die schon gestern gehörte Mandy St. Götzl sagt, er wolle auf die Thematik Ausweisabholung eingehen. St. wird die Kopie eines Passantrages auf den Namen Fi. vorgelegt. St. sagt, das sei ihre Unterschrift, aber sie habe das in ihrer Mappe anders drin. Auf Frage von Götzl sagt St., mit Mappe meine sie die Unterlagen, die sie im Rahmen der Akteneinsicht bekommen hat. Da sei der andere Mann von den Dreien aus der Wohnung von Max drauf gewesen. Götzl sagt, hier stehe der Name Fi. Das sei einer der Brüder, Armin und Gunnar [gemeint vermutlich: Gunther], so St. Die Unterschrift würde sie als ihre erkennen, so St. Götzl fragt, wie sie das dann einordne. St. sagt, sie habe ja gestern schon zugegeben, dass sie einen Personalausweis abgeholt habe. Hier gehe es aber um einen Passantrag, erwidert Götzl. Sie sei sich von den Erinnerungen her sicher, so St., dass sie einen Personalausweis abgeholt hat, sie habe auch nur einmal etwas abgeholt. Götzl sagt, St. habe ja jetzt auch nochmal das Foto gesehen, ob sie dazu etwas sagen können. St. antwortet, sie sei mit Fotos so durcheinander, sie habe bei der Vernehmung nicht mal ihren Ex-Freund Bu. erkannt. Götzl hält vor, dass sie bei der Vernehmung zu dem Passantrag gesagt habe, der sehe aus wie einer von den Dreien, der den sie immer als den eher Bösen beschrieben habe. St. sagt, das sei in Ordnung, es stimme ja auch von den Daten überein. Es seien ja auch drei Personen die in Chemnitz untergetaucht sind, aber sie habe unterscheiden müssen, ob das real ist oder sie das gelesen hat, weil sie die nicht mehr wiedererkannt habe. Götzl sagt, in der Vernehmung habe sie gesagt, das sei der Antrag, den sie in den anderen Vernehmungen schon beschrieben habe. Sie habe gesagt, sie habe auf die Frage, ob sie mehrere Dokumente beantragt und abgeholt hat, gesagt, sie habe nur einen beantragt und das sei dann eben doch ein Reisepass gewesen. St. sagt, von der Erinnerung her, sie könne sich auch irren, sei war ein einziges Mal gewesen, und das sei aus der Erinnerung raus ein Personalausweis gewesen.

Götzl sagt, es gehe ihm jetzt um die Zeit ab 1997/98, wo sie gelebt habe. St. sagt, ab 1997 habe sie in der Bernhardstraße in Chemnitz gewohnt, dann ein halbes Jahr in Büchenbach, dann in , dann in Schwarzenberg-Erla und dann in Schwarzenberg. Vor der Bernhardstraße habe sie auch in Chemnitz gewohnt, sie glaube in der Uhlandstraße. Die Hilbersdorfer Straße sei auch in Chemnitz gewesen, sagt St., sie habe zwischendurch auch mal bei Enrico Bö. im Fritz-Heckert-Gebiet gewohnt. 
Wenn sie das in eine Reihenfolge bringen solle, dann komme erst die Hilbersdorfer Straße, dann das Heckert-Gebiet, dann die Uhland- und dann die Bernhardstraße. Im Heckert-Gebiet sei sie vielleicht ein halbes Jahr gewesen, aber nicht gemeldet. In der Hilbersdorfer Straße auch ein halbes Jahr und in der Uhlandstraße ein Jahr. In Büchenbach habe sie bei Heiko Wa. gewohnt, von 2002 bis 2003. Dann habe sie bei ihren Eltern in Johanngeorgenstadt gewohnt, ein halbes Jahr bis sie eine eigene Wohnung hatte. In Erla habe sie dann bis 2007 in der Glück-Auf-Siedlung gewohnt, dann sei sie nach Schwarzenberg gezogen. St. sagt, sie könne das nur ungefähr sagen, sie sei auch bei den Ummeldungen nicht so genau gewesen. Götzl sagt, die Polizei habe die Meldeadressen zusammengestellt, da heiße es: 1.1.1998 – 31.07.2002 Bernhardstraße 11, Chemnitz, 31.7.2002 – 10.3.2003, Büchenbach, dann Johanngeorgenstadt, dann 1.2.2004 – 1.11.2007 Glück-Auf-Siedlung Schwarzenberg. Die Nebenwohnsitz-Adresse in Johanngeorgenstadt sei die Adresse ihrer Eltern, so St. auf Vorhalt. Zur Hilbersdorfer Straße in Chemnitz sei hier vermerkt, St. habe sich zum 31.07.1996 in Selb ordnungsgemäß mit der Wegzugsadresse Hilbersdorfer Straße abgemeldet, dort aber nicht an, sagt Götzl. Das könne sein, so St. Götzl fragt, mit welchem Partner sie jeweils zusammen gelebt hat. Auf der Hilbersdorfer Straße habe sie mit Kai Se. gelebt, in der Uhlandstraße mit Bö., die Wohnung in der Bernhardstraße sei ihre gewesen, zeitweise habe auch Bu. da gewohnt. Dann sei sie wieder mit Se. zusammen gekommen. In Büchenbach habe sie mit Wa. gewohnt und in Erla mit dem Vater ihres Kindes, Frank S. Mit Wa. habe sie eine Wochenendbeziehung geführt, Wa. habe aber besser verdient, deswegen sei sie nach Büchenbach gezogen. Als Friseurin finde sie überall Arbeit.

Götzl fragt nach den hauptsächlichen Kontakten in dieser Zeit. St. sagt, die seien zum größten Teil aus der rechten Szene gewesen. In Chemnitz zum Beispiel Armin und Gunnar Fi., Thomas Starke, einer der „“, ein Thomas und eine Rieke. Kontakt habe sie außerdem mit , und Bu. sowie mit André E. gehabt. Von Chemnitz aus habe sie Nürnberger kennengelernt: Matthias Fischer [Neonazi-Kader, heute „Freies Netz Süd“], Wa., eine Tanja, die mit Fischer zusammen war, ein [Christian] Wi., da sei ihr der Vorname nicht mehr bekannt. Viel Kontakt habe sie mit Wa. und in Chemnitz mit Ba. und E. gehabt, die anderen habe man auf Konzerten gesehen. Aus Büchenbach sei sie weggegangen, weil sie sich da überhaupt nicht wohlgefühlt habe bei der Arbeit, in der Wohnung, im Umfeld. Auf der Arbeit sei sie von oben herab behandelt worden, weil sie aus dem Osten kommt. Mit Wa. sei sie nicht klar gekommen, weil der eine „ziemlich dunkle Seite“ gehabt habe, sie habe da „einfach nur weg“ gemusst. Sie habe da niemanden gehabt, der sie hätte trösten können. Sie habe immer als Friseurin gearbeitet, bestätigt St.

Götzl sagt, St. habe, als er eingangs nach Freunden und Bekannten fragte, gesagt, das seien Leute aus der rechten Szene gewesen, und fragt, ob sich das geändert habe. Das bejaht St., als sie wieder nach Hause gekommen sei, sei komplett alles anders gewesen. Sie sei erst mal zu ihren Eltern, da sei es zeitweise langweilig gewesen und da habe ihr kleiner Bruder sie mit zu seinen Freunden genommen, die seien Kaffeetrinken gegangen, hätten Lagerfeuer gemacht, seien Motorrad gefahren. Sie sei da aufgenommen worden. Heute habe sie keinen Bezug mehr zur Szene. Götzl fragt zu ihren Tätigkeiten in der rechten Szene. St. sagt, sie habe eh nicht an allem teilnehmen können. Veranstaltungen seien meist samstags gewesen, da habe sie arbeiten müssen. Demos hätten sowieso andere organisiert. Es hätten Klebeaktionen stattgefunden, wo sie auch mit dabei gewesen sei. St.: „Aber jetzt so direkt, dass ich berichten könnte, das und das und das.“ Sie habe eine Klebeaktion in Chemnitz mitgemacht. Demos seien immer vor Ort gewesen, ob in Chemnitz oder Büchenbach, da hätten halt die in Nürnberg das durchgegeben. Und dann habe das nachgelassen, als sie in „Johannstadt“ war. Da sei sie noch einmal mit unterwegs gewesen, glaube sie, oder zweimal. Direkte Tätigkeiten, wo sie vor Ort war, fielen ihr jetzt gerade nicht ein: „Na gut, ich habe Briefe an Gefangene geschrieben.“ Sie hätten in Chemnitz einen Treffpunkt gehabt, wo sie sich einmal die Woche auf ein Bierchen getroffen hätten, da habe Thomas Starke mal die HNG [Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige] vorgestellt. Es habe ein Heftchen gegeben mit einer Liste von Inhaftierten mit Adressen. Starke habe dann die Namen auf Lose geschrieben und jeder habe eines gezogen. Sie habe Richard Lorenz [Neonazi, saß im Gefängnis wegen des Mordes an Klaus-Peter Beer 1995 in Amberg] und Thomas Gerlach [Neonazi aus Altenburg] geschrieben. Bis 2004 habe sie beiden geschrieben. Gerlach sei dann entlassen worden, Lorenz habe noch länger gesessen, habe sich dann aber auch gemeldet, als er wieder draußen war. Zu Lorenz habe sie sporadisch Kontakt gehabt, der sei auch mal in Schwarzenberg gewesen. Gerlach sei auch mal da gewesen. Zwischen ihr und Gerlach habe sich „einiges angebahnt“, es habe aber nicht funktioniert, weil er nur mit Politik beschäftigt gewesen sei und sie ein normales Leben habe führen wollen.

Nach einer Unterbrechung geht es um 10.55 Uhr weiter. Auf Frage zu den Brüdern Fi. sagt St., dass die eigentlich nicht viel zu sagen gehabt hätten in der Szene, die seien neu und wohl die jüngsten gewesen. Dass die Schlägereien angezettelt oder das Zepter in die Hand genommen hätten, wüsste sie jetzt nicht, so St. Sie vermute, dass die bei der Kontaktaufnahme wegen der Drei von jemand anderem geschickt wurden. Thomas Starke habe „ein bissel“ das Sagen gehabt in Chemnitz, so St. auf Frage, der habe Konzerte organisiert. Auf die Frage, wie gut St. mit Starke bekannt war, sagt die Zeugin: „Eigentlich auch nur, wo er an Veranstaltungen teilgenommen hat.“ Persönlich sei sie nicht mit ihm befreundet gewesen. Aus ihrer Erinnerung und von ihren Informationen her habe Starke bei der Unterbringung der Drei keine Rolle gespielt. La. habe einen einen Szeneladen in Chemnitz gehabt, daher sei der schon sehr bekannt gewesen, sie habe aber keine persönliche Beziehung zu La. gehabt. Das von ihr genannte Paar, Thomas und Rieke, sei mit Max befreundet gewesen, das seien ruhige Leute gewesen. Die hätten in der rechten Szene „eigentlich gar keine“ Rolle gespielt. Ba. sei auch in der Szene gewesen, aber nicht in der Szene, die man in Chemnitz kennt, der sei seinen eigenen Weg gegangen. Für sie sei Ba. schon eher eine Vertrauensperson gewesen. Sie bestätigt, dass Ba. einer ihrer Hauptkontakte in der Nürnberger Zeit war. He. habe sie über die Freunde von Bu. kennengelernt, der sei mit der Schwester von Rieke zusammen gewesen.

Götzl sagt, St. habe davon gesprochen, dass sie, als sie in Nürnberg war, noch mit Ba., He. und E. Kontakt gehabt habe. St. sagt, sie habe mit E. keinen Kontakt mehr gehabt, nachdem er nicht mehr bei ihr geschlafen habe, das müsse 1998 gewesen sein. Sie habe nicht gewusst, dass E. verheiratet ist und zwei Kinder hat, das habe sie erst in „Johannstadt“ erfahren. Man werde sich sicher mal SMS geschrieben haben, aber sie wisse keinen Grund, warum sie zu E. Kontakt haben müsse. Wenn habe man sich nur zufällig auf einem Konzert gesehen, dann habe man sich gefreut. Sie seien ja nicht im Streit auseinander gegangen. Die Informationen  über die familiäre Situation von E. habe sie von Matthias Di., das sei der beste Freund von Frank S., als „Johannstädter“ kenne man sich. Daher habe sie gewusst, dass E. Kinder hat und er LKW fährt in Zwickau. Matthias Di. kenne sie schon seit der Schulzeit. Di. habe auch am Anfang Bomberjacke und Springerstiefel angehabt, dann habe er aber sehr zurückgezogen gelebt. Sie könne nicht sagen, dass er ein aggressives Auftreten gehabt hätte, der sei eher so ein Einzelgänger. Kontakt zu Di. hab sie erst wieder gehabt, als sie in Johanngeorgenstadt war, das sei dann etwa 2003 gewesen. Zu gemeinsamen Treffen von ihr mit Di . und E. sei es nie gekommen. Di. habe mehr mit Frank S. zu tun gehabt als mit ihr, sie sei da wegen der Arbeit eingespannt gewesen, weil sie Salonleiterin habe werden wollen.

Zu Matthias Fischer sagt St., als sie in Nürnberg war, habe es diese „Fränkische Aktionsfront“ () gegeben, da sei Fischer, soweit sie wisse, der Herausgeber,und der das angeführt hat, gewesen. Die hätten ja ein Heft herausgebracht, der „Landser“, und Schulungen und Demos organisiert. Sie habe in Nürnberg mitbekommen, dass die rechte Szene viel Stress mit der linken Szene hatte, Linke hätten Namen und Adressen veröffentlicht. Sie wisse gar nicht, ob Fischer arbeiten war, sie glaube, dass der nicht gearbeitet hat. Sie habe Fischer vom Sehen gekannt, ihre persönlichen Gedanken habe sie nicht mit ihm geteilt. Sie sei mit Heiko Wa. mal bei denen zu Hause gewesen, habe deren Baby sehen wollen. Die hätten irgendwo außerhalb von Nürnberg gewohnt, den Ort könne sie nicht benennen. Fischer sei halt ein Organisationstalent gewesen, bei ihm seien viele Hausdurchsuchungen gewesen und die FAF sei dann auch verboten worden. Wi. sei, glaube sie, NPD-Mitglied gewesen. Sie wisse von einem Schlesiertreffen, wo die Flugblätter verteilt hätten. Ansonsten habe der auch viel mit der FAF zusammen gearbeitet. Sie sei sehr kurz mit Wi. liiert gewesen. Auf die Frage, warum nur kurz, sagt St., dass Wi. eine Person gewesen sei, die zur Straftat angestiftet habe. Wi. habe eine große Klappe gehabt und nichts dahinter. Der habe Stress rein gebracht, Leute aufgehetzt: „Mit so jemanden wollte ich nicht zusammen sein.“ Götzl fragt, was St. mit Straftat meine. Einmal habe Wi. ihr eine Bombenbauanleitung aus dem Internet mitgegeben und gemeint, sie solle das abheften, das könne sie immer mal gebrauchen. Er habe dann gemeint, dass sie sowieso viel zu wenig politische Arbeit machen würden und habe die Idee gebracht, dass sie in Chemnitz eine „Sächsische Aktionsfront“ machen sollten parallel zur FAF. Wi. habe wohl außerdem irgendwas gegen Fischer in der Hand gehabt, denn er habe gesagt, wenn Fischer ihm blöd kommt, könne er den verpfeifen, dass er nicht mehr in Freiheit sein würde. St. sagt, sie habe Fischer Bescheid gesagt, dass es so eine Sache gibt.

Götzl fragt, in welchem Zusammenhang das mit der Bombenbauanleitung gewesen sei. St. antwortet, da habe es keinen gegeben, sie habe das auch weggeschmissen. Götzl fragt, ob durch Wi. mal mit anderen oder St. vom Bau von Bomben gesprochen wurde. St.: „Nein, überhaupt nicht.“ Das sei ungefähr 2001 gewesen, so St. auf Frage. Wi. habe sie auf einer für sie organisierten Geburtstagsparty kennengelernt, weil eine aus Chemnitz mit einem Nürnberger liiert gewesen sei. Das sei noch in der Chemnitzer Zeit gewesen. Götzl fragt, inwieweit St.s Lebensgefährten zur rechten Szene gehört haben. Se. kenne sie direkt aus der Skinhead-Szene, politisches Auftreten von ihm habe sie nicht erlebt. Bö. sei von der Chemnitzer Szene. Heiko Wa. sei zusammen mit Fischer in der Nürnberger Szene gewesen, aber auch in der Black Metal-Szene. Den habe sie auf einer politischen Schulung kennengelernt. Vor Wa. sei sie regelrecht geflüchtet, habe niemandem ihre Adresse genannt. Wa. habe ständig bei ihren Eltern angerufen und Briefe geschickt. In den Kartons seien Gegenstände gewesen, dass sie ihn nicht vergesse. Bei Wa. sei das fast schon „in diese satanistische Schiene“ gegangen. Götzl fragt zu Frank S. St. sagt, sie habe S. nicht auf Demos gesehen, aber die Einstellung sei schon rechts gewesen, auch gewalttätig. S. und Matthias Di. seien schon viel zusammen gewesen.

Götz fragt zum Aufenthalt der drei Personen in Bu.s Wohnung, ob dies mit einer dieser Personen, über die sie jetzt gesprochen haben, mal zur Sprache gekommen sei. Sie habe mit niemandem darüber geredet, so St. Sie habe das Konstrukt selber bei der Polizei mit ihrem Anwalt zusammengefügt, weil sie nicht wisse, woher Zschäpe ihre Adresse in Erla gehabt hat. Sie habe überlegt, wer alle Adressen wusste. Di. werde beschuldigt, dass er Wohnungen angemietet hat in Zwickau, dann müsse er ja Kontakt gehabt haben. Es könne sein, dass der ihre Daten weitergegeben hat. Frank S. könne es auch gewesen sein und E. könne es auch gewesen sein. Nürnberg und Chemnitz könne sie ausschließen, weil keiner ihre neue Adresse gehabt habe. Sie sei das mit ihrem Anwalt natürlich alles nochmal durchgegangen. Es hätten so viele Anschuldigungen gegen sie im Raum gestanden, wo sie mit reinem Gewissen habe sagen können: „Ich habe mit denen nur 1998 Kontakt gehabt.“ Mit ihr habe niemand über Morde und Banküberfälle gesprochen. Natürlich versuche man sich da zu wehren und sie habe mitgearbeitet, weil sie diese Anschuldigungen weg haben wollte. Was sie gemacht habe, habe sie auch gleich zugegeben. St.: „Und dann wird dir ein Beweisstück nach dem anderen vorgelegt, und du denkst, ach du Scheiße.“ Man überlege dann, mit wem man Kontakt hatte, wer das weitergegeben haben könnte.

Zum Stichwort „Tennis-Club Großgründlach“ sagt St., ihr Anwalt habe dort angerufen und die hätten gar keine Mitgliedsausweise. Sie habe sich überlegt, warum man so einen Ausweis macht. Das sei wohl, falls man von der Polizei angehalten wird, dass man dann ein Dokument hat. Zum Stichwort „Tennis-Club Ehlershausen“ sagt sie, das sage ihr alles nichts, auch Impfpässe, Katzenausweisen und ein Blutbild für eine Katze nicht. Sie habe nie eine Katze gehabt. Götzl fragt zu einem Notizzettel, wo Bernhardstraße drauf steht. Den habe sie nicht weitergereicht, so St., und der andere Zettel „Telefonnummer aktuell“, das sei nicht ihre Schrift. Die Nummer habe sie von 1999 bis nach der Vernehmung gehabt, danach habe sie sich eine neue Nummer geben lassen. Eine Erklärung dafür habe sie nicht, das seien nur Spekulationen gewesen: „Der könnte es gewesen sein, der könnte es gewesen sein, aber den Zettel könnte jeder weitergereicht haben.“ Götzl sagt, beim Tennis-Club Großgründlach gebe es ja einen Bezug zu Nürnberg. St. sagt, ihr sei gesagt worden, der eine Club liege in der Nähe der Wohnung von Fischer. Das habe sie aber nicht gewusst, sie habe auch in die Richtung gar keine Überlegungen angestellt. Sie habe keine Zusammenhänge finden können. Sie habe Namen von Leuten aufgeschrieben, die die jeweiligen Adressen haben könnten und bei der Glück-Auf-Siedlung seien da nicht viele Leute in Frage gekommen. Dann werden Asservate in Augenschein genommen. Zuerst wird ein goldener „Mitgliedsausweis“ des Tennis-Clubs Großgründlach in Nürnberg gezeigt mit einem Bild von Zschäpe mit getönter Brille, dem Namen von St. und der Adresse „Glückaufsiedlung 10“ in Erla. Dann wird ein Zettel mit der Aufschrift „Tennis-Club Ehlershausen e.V“ und einer Unterschrift „Mandy St.“ gezeigt. St. sagt, das sehe ihrer Unterschrift ähnlich, sei aber nicht ihre. Den Ort Ehlershausen kenne sie nicht. Dann wird ein Impfpass für eine Katze „Heidi“ auf den Namen Mandy St. und einer Adresse in der „Heißenbergstraße 10“ [Fehler im Dokument] in Zwickau und ein Impfpass für eine Katze „Lilly“ auf den Namen Mandy St. und die Polenzstraße in Zwickau gezeigt. Dann wird ein Notizzettel gezeigt, auf dem „Bernhardstr. 11, 09126 Chemnitz“ und eine 0172-Nummer steht. Das erkenne sie als ihre Schrift wieder, so St., das habe sie durchaus geschrieben, sie wisse aber nicht, wann. Sie habe immer einen Notizblock in der Küche liegen, mal weiße, mal bunte Zettel. Deswegen könne sie das zeitlich und personell nicht festmachen. Das sei aber die Telefonnummer, die sie von 1999 bis 2012 hatte.

 Zu einem Zettel, auf dem „Mandy aktuell“ und dieselbe Nummer steht, sagt St., das sei nicht ihre Schrift, aber die gleiche Nummer

. Es folgt die Mittagspause bis 13.06 Uhr.

Auf Götzls Frage, ob es Bezüge nach Jena gegeben habe, ob ihr der Name THS etwas sage, sagt St.: „Vom Gerlach Thomas her.“ Den Namen THS habe sie zuordnen könne, den kenne sie aus den Medien. Und die hätten die „Nationalen Sozialisten Altenburger Land“ gegründet, damit habe sie nichts zu tun gehabt. Der Name Wohlleben sagt ihr nichts, sie habe den aber mal auf einer Demo gesehen, vom Gesicht her. Welche Demo das war, könne sie nicht mehr sagen. Sie verneint, Zschäpe auf einer Demo oder Veranstaltung gesehen zu haben. St. bestätigt, ihr sei mal ein Foto vorgelegt worden. Sie sei darauf angesprochen worden, ob sie im Januar 1998 auf einer Demonstration war. Sie habe sich das Bild dann im Internet nochmal angeschaut und behauptet, dass sie das nicht ist. Es passe vom Profil her nicht, sie habe auch nie auf einer Demo eine Bomberjacke angehabt und die Haarlänge passe auch nicht, denn sie habe sich 1998 die Haare wachsen lassen. Auf Frage nach dem Namen Ru. sagt St. das sei einer aus „Johannstadt“, sie sei mit ihm zusammen gewesen, das habe aber nicht funktioniert.

Götzl hält aus dem Bericht, den die Verfahrensbeteiligten bekommen haben, eine Mitschrift einer Telefonüberwachung vom 14.12.2011 vor, derzufolge St. in einem Gespräch mit ihrer Mutter gesagt habe: „Weil ja wirklich mir auch zum Anklagepunkt gemacht wird, dass ich halt unmittelbar mit denen, die halt Helfer sind, in Kontakt war. Und das stimmt ja auch. Ich kenne die ja. Aber ich weiß von nichts. Und das musst du halt auch erstmal beweisen.“ St. sagt, die Tatbestände seien ja da, alles spreche dafür, dass die drei Personen damals in der Wohnung die sind, um die es jetzt auch geht. Sie streite das auch nicht ab. Aber sie wolle sagen, dass sie die nicht wieder erkannt hätte, wenn sie ihnen auf der Straße begegnet wäre.

Auf Frage von Götzl sagt St., André Kapke kenne sie vom Sehen her, den habe sie auch auf der Demo gesehen, da sei so ein „Fest der Völker“ gewesen. Götzl fragt, ob St. der Frau, die Haare geschnitten hat, als die Drei in der Wohnung waren. Das habe sie selber angesprochen bei Polizei, so St. Sie habe im Kopf gehabt, dass sie deren Haare geschnitten und sogar blondiert habe, sie wisse aber nicht, ob sie sich das einrede oder es wirklich gemacht hat. Sie bejaht, dass sie in dem Heft „Landser“ mal einen Artikel geschrieben habe: „Einheit der Rechten“. Damals sei sehr viel Streit in der Szene gewesen und sie habe gedacht, dazu müsse man etwas schreiben. Das habe sie dann zusammen mit Richard Lorenz gemacht. Der Artikel sei nicht so gewesen, wie er dann abgedruckt wurde, denn sie habe da viele Personen und Gruppen angegriffen und sie habe viele Teile von einem Infoblatt der NPD übernommen, weil das gut formuliert gewesen sei. Sie habe das Lorenz ins Gefängnis geschickt, der habe dann seine Version raus geschickt, das sei hin und her gegangen, und es habe noch über den Herausgeber abgesegnet werden müssen.

Götzl fragt zu einer Vernehmung beim Amtsgericht Aue am 19.6.2003. St. sagt, das sei eine „rein provozierende Angel
egenheit“ für sie gewesen. Bei ihren Eltern sei angerufen worden, dass eine Fahndungsmeldung raus sei und sie zur Polizei in Johanngeorgenstadt kommen solle. Bei der Polizei habe sie dann einen Bogen des Verfassungsschutzes ausfüllen sollen. Sie habe aber Nein gesagt, sie müsse nur bei Gericht aussagen. Dann sei eine Vorladung vom Amtsgericht Aue gekommen, wo ihr genau derselbe Fragebogen vorgelegt worden sei. Sie könne sich nur an eine Frage erinnern, nämlich ob sie auf der Flucht sei. Worum es bei dem Fragebogen ging, könne sie nicht mehr sagen. Dann hält Götzl aus dem Protokoll dieser Vernehmung vor, dass St. gefragt worden sei, ob sie sich erinnern könne, dass sie am 23.1.2000 in Chemnitz zu den drei gesuchten Personen gefragt wurde. Weiter hält Götzl vor, dass sie gefragt worden sei, ob Kai Se. und Uwe Böhnhardt ihr beim Umzug geholfen haben. St. sagt, sie habe das Blatt nur abgehakt, sie habe das nicht als „übelst aufwändig“ in Erinnerung. Götzl sagt, das Protokoll gehe über vier Seiten, sie sei durch den Richter am Amtsgericht Herrmann vernommen worden und der habe sie auch nach § 55 belehrt. Als St.s Antworten stehe hier, so Götzl, dass die Kriminalbeamten bei ihr gewesen seien und sie zu den drei gesuchten Personen befragt hätten. Zu den Umzügen habe St. laut Protokoll gesagt, dass sie die Umzüge alleine bewältigt habe. Götzl hält vor, dass sie zur zweiten Frage gesagt habe, an den genauen Wortlaut könne sie sich nicht erinnern, sicher das gleiche wie bei Punkt 1. Und als dritte Antwort stehe da, dass ihr Fotos vorgelegt worden seien und sie Daniel He. erkannt habe. Sie könne sich nicht 
an die Fragen erinnern, so St., aber es stimme ja so. Götzl hält vor, sie habe angegeben, dass sie die drei Personen nicht kenne, dass keine Verbindungen bestehen würden. St.: „Was möchten Sie jetzt wissen?“ Götzl sagt, er glaube, die Frage sei schon klar, auch wenn sie vielleicht nicht angenehm sei. St. sagt, sie habe die Vernehmung damals nicht ernst genommen, komplett auf stur geschaltet und irgendwas geantwortet. Ihr sei gesagt worden, dass dass das ein Fragebogen des VS ist und sie sei auch zweimal angeworben worden vom VS. Götzl fragt, ob das versucht worden sei oder sie tatsächlich angeworben wurde. Das sei zweimal gewesen, so St., etwa 2000. Sie habe aber gesagt, dass sie das nicht macht. Götzl sagt, bei dieser Vernehmung sei das aber nicht der VS gewesen, der sie befragt hat, sondern der Amtsrichter Herrmann, insofern passe jetzt ihre Antwort nicht. St. sagt, sie habe ja die Fragen bei der Polizei gelesen und da seien es genau die gleichen Fragen gewesen. Götzl hält vor, dass St. auf die Frage, ob sie mit den Gesuchten befreundet war, geantwortet habe, sie könne dazu keine Angaben machen, die genauen Vorwürfe kenne sie nicht, die Beamten hätten nur gesagt, die würden wegen einer Strafsache gesucht. Götzl sagt, da stehe nichts vom VS. St. sagt, von den Beamten im Salon sei sie nicht direkt auf die Personen angesprochen worden. Götzl hält vor, dass St. auf die Frage, ob sich die Personen in ihrer Wohnung aufgehalten haben, gesagt habe, sie habe die Personen auch nicht gekannt. St. sagt, die Beamten hätten ihr nicht gesagt, worum es geht. Es sei ja der Daniel He. verdächtigt worden. Götzl: „Und wer wurde gesucht?“ St. sagt, das wisse sie ja nicht. Götzl macht eine Pause bis 13.55 Uhr.

Dann hält Götzl zum Thema der Vernehmung in Aue den Ablauf vor, da finde sich ein Schreiben des LKA Thüringen an die Staatsanwaltschaft, in dem es heiße, dass bei der Fahndung nach Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt als eine Kontaktperson Mandy St. ermittelt und von Zielfahndern zum Aufenthalt der Personen befragt worden sei. St. sagt, sie sei nicht nach einzelnen Personen befragt worden, sondern habe Leute vor ihrem Haus benennen sollen auf Fotos. Götzl verliest weiter, dass das ergebnislos verlaufen sei. Dann gebe es, so Götzl weiter, ein Schreiben an die Polizeidirektion Abteilung Staatsschutz und da gehe es darum, dass St. als Kontaktperson zu dem Aufenthalt der Gesuchten befragt worden sei. Es sei ein Fragenkatalog beigefügt, den könne sich St. anschauen. Es wird ein Dokument in Augenschein genommen, auf dem Bilder von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe zu sehen sind. Götzl sagt, da seien Fotos und St. sage, sie hätte nicht gewusst, um wen es geht. Mit der Antwort habe er so seine Schwierigkeiten. St. sagt, sie habe damals definitiv nicht gewusst, um was es ging, sie könne sich nur an eine sehr dicke Mappe, einen Haufen Fotos von ihrem Haus und die Geschichte mit He. erinnern. Götzl sagt, er wolle wieder zum richterlichen Vernehmungsprotokoll kommen und fragt, um welche gesuchten Personen es denn jetzt gegangen sei. St.: „Keine Ahnung.“ Götzl sagt, St. äußere sich also im luftleeren Raum über irgendwelche Personen, wo sie nicht wisse, wer die sein sollen. St. sagt, sie sei der Meinung, dass ihr die Fotos nicht vorgelegt wurden. Götzl erwidert, selbst wenn das so sei, frage man dann doch als erstes, zu wem der Richter etwas wissen wolle. St. bespricht sich mit ihrem Anwalt. Auf die Frage Götzls, was sie dazu sage, antwortet St.: „Ich weiß nicht mehr, was dann bei Gericht vorgefallen ist.“

Götzl hält das Protokoll der Vernehmung beim Polizeiposten in Johanngeorgenstadt am 21.5.2003 vor, wo St. angegeben habe, sie habe sich mit einem Anwalt besprochen, sie wolle hier nicht aussagen, sie müsse nur vor Gericht aussagen. Das entsprechende Protokoll habe St. unterschrieben. Dann gebe es den Antrag der StA Gera an das Amtsgericht Aue, St. zu vernehmen, dann folge die Ladung und dann sei man beim Vernehmungsprotokoll. Götzl: „Und jetzt sagen Sie mir, Sie wüssten nicht, worum es gegangen ist.“ Götzl sagt, er sehe die Gefahr, dass St. hier falsch aussagt, deswegen habe er sich die Mühe gemacht, das Ganze zu erläutern. St. bespricht sich länger mit ihrem Anwalt. Dann fragt Götzl nochmal, um welche gesuchten Personen es ging. Das könne sie nicht sagen, sie wisse es nicht, so St. Es seien keine direkten Fragen gekommen wie, ob sie jemanden untergebracht hat. Da habe sie ganz entspannt antworten können. Sie habe bei Max nachgefragt, ob es um die Drei ging, und der habe gesagt, nein, die seien lange nicht mehr da. Götzl sagt, schon in der ersten Frage sei die Rede von Uwe Böhnhardt. St.: „Ich wusste ja die Nachnamen nicht, ich wusste die Namen überhaupt nicht.“ Götzl hält Fragen aus der Vernehmung vor, bei denen in unterschiedlichen Zusammenhängen von den Geflüchteten die Rede ist, etwa, ob sie wisse, ob die falsche Pässe oder Dokumente erhalten hätten und wenn ja von wem. St. habe immer geantwortet, sie wisse es nicht, es gebe aber keine Gegenfrage, wer denn überhaupt gemeint ist. St.: „Es war komplett Protesthaltung meinerseits.“ Sie habe sich damals nicht wirklich mit einen Anwalt in Verbindung gesetzt, so St. auf Frage, das habe sie nur dem Polizisten gesagt, „weil der so provozierend rüber kam“. Götzl macht nochmal einen Vorhalt aus der Vernehmung und fragt, wovon St. ausgegangen sei, wer gesucht wird. St. erzählt wieder von der Mappe, den Fotos vom Haus und Daniel He. Dann fragt Götzl zu dem anschließenden Gespräch mit Bu. St. sagt, sie habe Bu. gefragt und der habe gesagte, die drei Personen seien längst nicht mehr da. Götzl fragt, ob man die dann nicht mehr sucht. St.: „Wenn sie in Ausland sind, wieso soll man dann in Chemnitz suchen?“ Götzl fragt, woher die Polizei das habe wissen sollen. St. sagt, solche Gedanken habe sie sich da nicht gemacht. Götzl: „Ach, Frau St.“ Auf Frage sagt St., sie wolle dazu nichts mehr sagen.

Dann wird ein Bild in Augenschein genommen, auf dem Zschäpe und Mundlos unter einer Decke auf ein Schlafsofa zu sehen sind. St. bestätigt, dass das das Foto ist, das ihr Anwalt aus dem Internet hatte und dass sie bei einer Vernehmung gesagt habe, dass auf dem Foto der Nette der beiden Männer zu sehen sei. Dann macht Götzl Vorhalte aus den polizeilichen Vernehmung von St. Sie habe angegeben, dass sie in der gesamten Zeit in der Bernhardstraße enge Verbindungen zur Skinhead-Szene gehabt, die die „88“ auf der Bomberjacke hatte. Über Se. und „Enno“ habe sie Eingang in die Szene gefunden, sie sei der „Männeranhang“ gewesen, Frauen hätten überhaupt nichts zu sagen gehabt, die hätten sich entweder angepasst oder seien ausgelacht worden. Zu Starke habe St. angegeben, die hätten sich die „88er“ genannt und Starke habe die Konzerte organisiert, der habe sie auch zur HNG gebracht. St. bestätigt die Vorhalte. Auf Frage sagt St., sie hätten bei den Briefen an die Inhaftierten auch Briefmarken mit geschickt und sie hätten Kontakt zu deren Familien gehalten. Auf Frage sagt St., dass E. ihres Wissen keinen Kontakt zu den Dreien gehabt habe. Götzl hält vor, dass sie ausgesagt habe, dass es sein könne, dass sie es André E. etwas davon erzählt hat. E. habe sich mit seiner Freundin, einer Anja aus Erlabrunn, heimlich bei ihr getroffen, weil deren Eltern etwas gegen E. hatten, weil er rechts war.

Götzl fragt zu „Blood & Honour“ und zu den „“. Es habe diese beiden Gruppierungen gegeben, so St., sie habe mitbekommen, dass es zwischen denen Stress gab wegen Konzertorganisation und Geld. Das hätten andere erzählt. Starke sei „Blood & Honour“ gewesen und Thomas Gerlach „Hammerskins“. Die Adresse Wolgograder Allee 76 sage ihr nichts, so St. auf Frage. Götzl fragt zur Situation in der Wohnung von Bu., wie die Drei zueinander standen, ob St. etwas gesehen habe, was auf eine engere Beziehung der Frau zu einem der beiden Männer hindeutet. St. sagt, sie habe versucht, das heraus zu bekommen, aber sie wisse nicht, ob die Frau  überhaupt mit jemanden zusammen war. Geküsst habe sie niemanden. Es habe gewirkt, als würde sie von den beiden Männern beschützt werden. Streit habe es nicht gegeben, es sei ein friedlicher Umgang gewesen. Zu vorgelegten Wahllichtbildvorlagen mit Böhnhardt (7) und Mundlos (2) sagt St., die kenne sie aus dem Fernsehen oder dem Internet. Götzl hält vor, zu der zweiten Vorlage habe sie zu dem mit der Nummer 2 gesagt, dass sie schon denke, dass es der aus der Wohnung ist, den sie in der Disko gesehen habe, aber ohne Glatze. St. nimmt eine weitere Wahllichtbildvorlage in Augenschein und sagt, die 3 sei Gunnar Fi. Götzl hält vor, sie habe in der Vernehmung vom 30.12.2011 angegeben, dass sie auf einem Bild den Mundlos identifiziert und gesagt habe, das sei der Liebe von den Beiden, sie könne angeben, dass er eine kindliche Stimme hatte. Sie sei der Meinung, dass sie keinen Zweitschlüssel zur Wohnung von Bu. hatte, sagt St. auf Frage.

Dann hält Götzl vor, dass sie angegeben habe, es könne sein, dass sie der Frau die Haare blondiert hat, ob sie sie geschnitten habe, wisse sie nicht genau. St. sagt, das habe sie eigentlich alleine erzählen wollen, aber der Kripobeamte habe das gefragt: „Ist ja auch keine Straftat, hoffe ich.“ Darum gehe es ja auch nicht, erwidert Götzl. St.: „Ich habe jetzt schon so viel zugegeben, da würde es darauf auch nicht mehr ankommen.“ Dann gehe es in der Vernehmung um die Beziehung zu Thomas Gerlach sagt Götzl und hält vor, dass St. ausgesagt habe, sie habe ihn dann hab ich ihn gar nicht viel zu Gesicht bekommen, weil er ständig unterwegs gewesen sei. Manchmal habe er gesagt, er sei unterwegs, könne es ihr aber nicht am Telefon erzählen, er werde hier und da gebraucht. Es habe darum viel Streit gegeben. Sie habe sich gerade auf den Chefposten im Salon vorbereitet, er hab ihr dann Vorwürfe gemacht, sie könne doch mehr für die Bewegung tun. Gerlach habe nie gearbeitet, er habe viel Geld bekommen von seiner Oma oder so, glaube sie. Außerdem habe Gerlach gesagt, dass sie kein guter Nationalsozialist sei, weil sie sich nicht unterordnen könne. St. bestätigt die Vorhalte und sagt: „Ich brauche keinen Führer, der mir sagt, wo es lang geht, das kann ich selber entscheiden.“ Götzl hält aus St.s Aussage weiter vor: Gerlach habe meistens am Laptop gesessen wie ein „Schreibtischaktivist“. In Thüringen habe sie einen Ka., einen Stefan, eine Marie gekannt. Einmal habe Gerlach sie auf ein Hammerskin-Konzert einer italienischen Band mitgenommen, wo wisse sie nicht mehr. Bei den Hammerskins dürfe eigentlich keiner wissen, wer dabei ist. Thüringen, Bayern und Sachsen seien zusammen genommen. Da gebe es eine lange Probezeit, die seien dann wie Sklaven. Gerlach sei, kurz bevor er in den Knast ging, Anwärter bei denen gewesen. St. bestätigt die Vorhalte.

Auf Frage Götzls sagt St., Gerlach sei einer von denen, die von Chemnitz bis nach Erla alle ihre Adressen gewusst hätten. Gerlach habe sich sporadisch auch per SMS bei ihr gemeldet und gefragt, was sie mache. Götzl hält vor, das sie angegeben habe, eigentlich hätten nur Thomas Gerlach und Matthias Di. alle Adressen von ihr gehabt hätten, beiden traue sie jedoch nicht zu, dass sie die Adresse weiter gegeben haben. Sie habe sich auch Gedanken über Verbindungen gemacht, so der Vorhalt weiter, wer sich kennt. Z.B. habe sie 2003 Fischer mit seiner schwangeren Freundin getroffen auf dem „Fest der Völker“, da sei auch Gerlach zugegen gewesen. Zwischen Fischer und Wi. habe es wohl mal einen Riesenstress gegeben. Der Wi. habe ihr gesagt, er wisse soviel von Fischer, dass er ihn in den Knast schicken könne, das sei so 2001 gewesen, sie wisse nicht, ob es FAF- oder NPD-bedingt war. Wi. sei auch bei „Combat 18“ dabei, das sei übelst geheim, sie würden es aber auf T-Shirts tragen, genau wie bei den Hammerskins. St. bestätigt die Vorhalte. Zu Baden-Württemberg habe sie überhaupt keinen Bezug, so St. auf Frage. Tino Brandt kenne sie nur aus den Medien. Götzl sagt, in der Vernehmung sei es dann darum gegangen, dass es eine Person geben würde, die Zschäpe mit Di. in Johanngeorgenstadt gesehen hätte. Das habe ihr der Herr Ru. erzählt, so St. Sie selbst hätte Di. ja gar nicht mit der „alten Zeit“ in Verbindung gebracht, aber sie habe das der Kripo erzählt und Ru. sei dann auch vorgeladen worden, glaube sie. Götzl hält vor, dass Ru. laut St. gesagt habe, es sei nur eine Vermutung, er meine die beiden 2004 gesehen zu haben. Susann E. kenne sie überhaupt gar nicht, so St. auf Frage. Es sei nie Thema gewesen, ob Di. Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe kennt. Es folgt eine Pause bis 15.24 Uhr.

Dann fragt OStain Greger, ob St. Carsten Ri. kenne, was die Zeugin verneint. St. verneint auch, mit Matthias Di. über André E. und eine mögliche Unterstützung für die Drei gesprochen zu haben, sie habe Di. nie in Verbindung gebracht mit den Dreien. Politische Gespräche habe sie 1998 nicht mit den Dreien geführt, es habe ja geheißen „Kameraden“ und da gehe man davon aus, dass alle dieselbe Einstellung haben. Über Gewaltanwendung sei nicht gesprochen worden, auch nicht über Ausländer als Feindbild, die Polizei sei wegen des Geräts zum Abhören der Polizei Thema gewesen. Rohrbomben seien gar nicht Thema gewesen. Greger fragt, ob sich St. mal mit E. über dessen Einstellung zu Ausländern oder Juden unterhalten habe. St. sagt, es sei von der Grundeinstellung her so gewesen, dass eine „gewisse Antipathie gegen Ausländer“ vorhanden war. Als sie zur Lehre in Selb war, sei sie selber körperlich angegriffen und angepöbelt worden und habe da eine Aversion aufgebaut. Aber dass man direkt eine Diskussion gegen Ausländer geführt habe, wisse sie jetzt nicht. Greger hält eine Aussage von Bu. vor, derzufolge E. ihn besucht habe, als die Drei bei ihm gewohnt haben, einmal sei es auch um „Ausweissachen“ gegangen, aber André sei nicht in Frage gekommen. St. sagt, sie könne mit Sicherheit sagen, dass, als sie in der Wohnung war, E. nicht mit anwesend war.

Nebenklagevertreterin RAin Basay hält vor, dass es einen Vermerk des LKA Thüringen gebe, demzufolge Kai Se. bei dem Gespräch mit der Polizei am 23.10.2000 dabei war. Der sei ihres Wissen nicht dabei gewesen, so St. Sie wisse nicht, ob Fischer mit Mundlos bekannt war, darüber sei auch nicht gesprochen worden. Basay hält aus der Vernehmung von Heiko Wa. vor, dass dieser auf die Frage nach der politischen Einstellung von St. angegeben habe, St. habe schon den Hang gehabt, zu sagen, im „normalen Bereich“ könne man nichts erreichen. Da könne sie nichts zu sagen, so St. An Schulungen habe sie eine zu Rudolf Heß besucht, eine der FAF zu „Grundbausteinen nationaler Politik“ und eine Rechtsschulung. Teilgenommen hätten daran Fischer und Wa., Personen, die in der FAF waren. Sie habe ein Postfach, bestätigt St. Aus der Nebenklage wird St. nach dem Vornamen von Wi. gefragt, immerhin sei sie ja mit ihm liiert gewesen. Der sei ihr entfallen, sagt St.

Dann fragt RAin Von der Behrens. Sie sagt, St. habe davon gesprochen, am Anfang sei in der Szene viel darüber gesprochen worden, und fragt, welche Szene sie meine. Sie meine die Personen, die alle die 88 auf der Jacke gehabt hätten, so St. Sie erinnere sich an eine Situation an einem Lagerfeuer, wo sie einer gefragt habe, ob sie etwas wüsste von den Drei aus Jena, die sich in Chemnitz befinden müssten. Wer das war, wisse sie nicht mehr. Von der Behrens fragt, wie da ihr Gefühl gewesen sei. St.: „Ein Scheißgefühl.“ Man bewege sich auf dem Grat, dass die Polizei vor der Tür stehen und einen festnehmen könne. Sie bestätigt, dass das eine Angst war, die sie begleitet habe. Sie habe das dann aus dem Gedächtnis gestrichen, als Bu. gesagt habe, die Drei seien weg. Die Stellung von Bu. in der Szene habe sich da verändert, so St., das mache sie an seinem Verhalten ihr gegenüber fest, dass er sie mit der Waffe bedroht hat. Sie habe Bu. vorher noch nie mit einer Waffe gesehen, sie wisse nicht, woher er die Waffe hatte und ob es eine scharfe Waffe war. Sie habe sich darüber auch keine Gedanken gemacht. Als sie die Hausdurchsuchung hatte, sei die Situation gleich wieder zurückgekommen, so etwas vergesse man halt nicht. Von der Behrens fragt, wer aus der Chemnitzer Szene noch Verbindungen nach Thüringen hatte. Nach einer Pause sagt St., da falle ihr so spontan überhaupt keiner ein. Sie sei ja mit Bö. zusammen gewesen, als sie in Jena waren, aber ob Bö. feste Kontakte hatte, könne sie nicht sagen. Von der Behrens sagt, Bö. habe beim BKA angegeben, ab 1996/97 Kontakt zu den Dreien gehabt zu haben, und dass er mit Mundlos und Böhnhardt im KZ Buchenwald einen Verweis bekommen habe. Dazu könne sie nichts sagen, so St. kenne sie nur vom Sehen. Dass Starke Kontakte zu den Dreien hatte, habe sie nur im Internet gelesen.

Von der Behrens sagt, dass Starke ausgesagt habe, er denke, dass auch St. die gekannt habe. St. sagt, sie habe die Drei das erste Mal in Bu.s Wohnung gesehen, sie habe auch keine Verbindungen nach Thüringen gehabt. Von der Behrens hält vor, dass Starke angegeben habe, St. kenne er durch Bö., sie sei bei den „88ern“ gewesen, sei viel aktiver als andere, sei HNG-Mitglied, er gehe von Kontakten St.s zu Zschäpe aus, sie habe Kontakte zu Leuten außerhalb von Sachsen gehabt. Das stimme nicht, so St., sie habe erst später Kontakte nach Bayern gehabt. Sie könne sich nicht erklären, warum Starke das aussagt. Von der Behrens fragt, ob es in der Limbacher Straße Vorsichtsmaßnahmen gab oder wie man sich da verhalten habe. Handys hätten sie wohl ausgemacht, so St., aber das hätten sie in der Szene immer gemacht. Meistens sei sie mit Bu. da gewesen, der habe ja einen Schlüssel gehabt. Die Male, wo sie alleine da war, habe sie nur vor der Tür gestanden, also müsse es wohl ein Klingelzeichen gegeben haben. Von der Behrens fragt nach der Abholung der Ausweise, warum man ausgerechnet St. dafür ausgesucht habe und warum überhaupt eine zweite Person notwendig war. Das könne sie nicht sagen, so St. Auf die Frage, ob sie öfters Dinge getan habe, die man ihr gesagt hat, ohne nachzufragen, sagt St. nach einer Pause: „Eigentlich nicht.“ Von der Behrens fragt, was das bedeute. St. antwortet, sie sei damals eine andere Person gewesen, heute sei sie charakterstärker und setze das fest, was sie machen will. Damals sei sie sehr naiv gewesen und habe zur Gruppe gehören wollen. Von der Behrens sagt, St. habe in einer Vernehmung gesagt, dass die Szene in Johanngeorgenstadt „Kindergarten“ sei im Unterschied zu den Sachen, die sie in Selb erlebt habe. Dass sie „von Ausländern durch die Stadt gejagt“ worden sei, und dass es Drogentote gab, das habe sie nicht gekannt, so St. Sie habe auch den „Sachverhalt Skinhead-Szene“ komplett anders kennengelernt. Ein „Feindbild Ausländer“ hätten sie in „Johannstadt“ gar nicht gehabt, Auseinandersetzungen habe es mit Punkern gegeben oder Prügeleien auf Festen. Die Situation, dass man angefeindet werde, wenn man die Freundin von einem Gegner ist, das habe sie nicht gekannt. Ihre Reaktion sei gewesen, dass sie nicht mehr alleine raus sei, sich einen Schutzschild gebaut habe, Springerstiefel und Bomberjacke getragen habe. Sie habe dann das „Feindbild Ausländer“ übernommen, dass Ausländer „nichts in unserem Land zu suchen haben“.

Von der Behrens hält St. ihre Aussage vor, dass sie erst in Chemnitz das „so richtig mit der Organisation“ erlebt habe. St. sagt, Demos habe sie gar nicht gekannt, und dass gewisse Leute das mit Konzerten in die Hand genommen hätten. Es habe schon gedauert, bis sie auf Demos gegangen sei, mit Bu. sei sie auf einer Demo gewesen, wenn sie es richtig einordne eine Maidemo in Leipzig beim Völkerschlachtdenkmal. Von der Behrens fragt, ob St. sich, als sie reingewachsen war in die Szene, wohlgefühlt habe, ob sie gerne andere Strukturen, Inhalte gehabt hätte. OSta Weingarten beanstandet die Frage, das sei nicht verfahrensrelevant. Die Zeugin wird aus dem Saal geschickt. Es entwickelt sich eine Debatte  um die Zulässigkeit der Frage. Von der Behrens sagt, Starke habe davon gesprochen, dass St. Ordnung in die „88er“ in Chemnitz habe bringen wollen und sie habe zunächst offen fragen wollen. Es gebe das fragliche Foto, wo unklar sei, ob St. drauf zu sehen ist, wenn sie mit Bu. auf einer Demonstration war, müsse das 1998 gewesen sein, zu der Zeit, als das Foto entstanden ist. Götzl sagt, dann solle Von der Behrens konkret danach fragen. RA Hoffmann sagt, es müsse möglich sein, sich an eine Frage, die von Götzl konkret gestellt wurde, die aber in Widerspruch zu Aussagen anderer steht, nochmal heranzutasten. St. sei eine „schwierige Zeugin“, es werde nicht anders gehen. Als die Zeugin wieder im Saal ist, fragt Von der Behrens, ob St. die Szene, die 88er, richtig fand oder sie die gerne anders organisiert hätte. St. sagt, mit dem Gedanken habe sie sich noch nicht beschäftigt. Auf den Vorhalt der Aussage von Thomas Starke lacht St. und sagt, sie habe definitiv dort nichts zu sagen gehabt. Von der Behrens sagt, Starke habe auch von politischer Aktivität gesprochen. St.: „Das sagt der Herr Starke, aha. Er hat doch organisiert, nicht ich.“ Sie hätten auch nur „durchgefunkt“ gekriegt von anderen Leuten, „da und da“ finde eine Demo statt.

Der Name Jan We. sage ihr etwas, so St. auf Frage, sie denke, dass der bei den „88ern“ war, sie könne ihn aber nicht zuordnen. Michael Pr. sage ihr auch in Bezug auf die „88er“ etwas, und Antje Pr. sei dann wohl die Frau von Michael Pr. Andreas „Mucke“ Graupner [Rechtsrockband „Noie Werte“] sage ihr nichts, ebenso wenig Michael Fr. sei auch ein „88er“; wenn sie den richtigen meine, dann sei das eine Person, die auf Schlägereien aus gewesen sei, sie wisse nicht, ob der mal aus Chemnitz weg gegangen ist. Zum Vorhalt, am 18.5.1997 seien in einer Kneipe in Einsiedel wegen „Sieg Heil“-Rufen 54 Personen polizeilich festgestellt worden, sagt St., sie habe keine Erinnerung. Sie habe sich nie an „Sieg Heil“-Rufen beteiligt. Auf Frage sagt St. zunächst, auf Rechtsrock-Konzerten im Ausland sei sie ihrer Erinnerung nach nicht gewesen. Von der Behrens spricht von Belgien. St.: „Hach ja, stimmt.“ An die Band könne sie sich nicht erinnern, Bö. sei dabei gewesen. RA Stahl beanstandet die Fragen. Die Zeugin muss erneut den Saal verlassen. Von der Behrens sagt, es gehe um die Vernetzung und Stellung von St. in der Szene und die stelle St. nicht richtig dar. RA Scharmer sagt, es komme auch auf die Glaubwürdigkeit an. RA Hoffmann sagt, es sei regelmäßig so, dass die Nebenklage in der Zeit gegen 16.30 Uhr dran komme, wenn die Konzentration bei allen Beteiligten nachlässt. Götzl fragt ab, wie viele Fragen an die Zeugin in etwa noch ausstehen. Dann ruft er St. wieder rein, sagt, sie müsse noch einmal wiederkommen, und unterbricht die Vernehmung.

Nebenklagevertreter RA Topp beantragt, die Videoaufnahme der Tatrekonstruktion des Mordes an Halit Yozgat vor der erneuerten Vernehmung von Andreas Te. in Augenschein zu nehmen. Es gehe um die Glaubhaftigkeit der Angaben Te.s. Die Akte bleibe unvollständig, die Glaubhaftigkeit könne ohne die Videoaufnahme nur bruchstückhaft überprüft werden. Es würden sich erhebliche Zweifel an den Angaben von Te. in der Hauptverhandlung ergeben, auch die Polizei sei davon ausgegangen, dass Te. Beobachtungen am Tatort gemacht hat, die er verschweigt. Te. Hätte Halit Yozgat zwingend hinter dem Schreibtisch liegend sehen müssen. OSta Weingarten nimmt Stellung zum Antrag auf Beiziehung der VS-Akten zu Tino Brandt und zum THS (siehe 89. Verhandlungstag). Der Antrag sei abzulehnen. Die Beurteilung von Brandts Nachrichtenehrlichkeit als Quelle sei bereits jetzt möglich. Soweit man die Beurteilung der Ehrlichkeit vom TLfV selbst entnehmen wolle, habe der Senat bereits die Quellenführer Bode und Wießner geladen. Auch die freibeweisliche Befragung der Ausschussvorsitzenden des Thüringer Landtags sei abzulehnen.

Rechtsanwalt Scharmer erklärt zur Aussage von Mandy St.:
„Mandy S. sagt offensichtlich nicht die volle Wahrheit. Sie kennt ihre Akten – wir nicht. Sie hat sich umfangreich in der Presse informiert. Sie erscheint durchaus clever. Sie war eine entscheinde Figur in der Naziszene sowohl in Bayern, als auch in Sachsen. Sie hatte Kontakte zu vielen Personen im unmittelbaren Umfeld des NSU-Kerntrios. Dass sie sich nun als „Männeranhengsel“ und quasi als arglose Ausgenutzte darstellt, ist nicht ansatztweise glaubhaft. Wir werden versuchen in der weiteren Vernehmung mehr von der Zeugin zu erfahren.“

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