NSU-Watch: Aufklären & Einmischen #86. Vor Ort #34: Wie weiter im Neukölln-Komplex? Teil 1: Der Neukölln-Komplex vor Gericht

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Folge #86 von NSU-Watch: Aufklären & Einmischen. Der Podcast über den NSU-Komplex und rechten Terror“/ Folge #34 der Podcastserie mit dem VBRG e.V. „Vor Ort – gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt“dreht sich um die aktuellen Entwicklungen im Neukölln-Komplex. Im letzten Jahr begann die staatliche Aufarbeitung vor Gericht und durch einem Untersuchungsausschuss. Darüber wollen wir in gleich zwei Folgen sprechen.

Wie weiter im Neukölln-Komplex? Teil 1: Der Neukölln-Komplex vor Gericht

Im Neukölln-Prozess waren zunächst fünf Neonazis angeklagt. Schon am ersten Prozesstag nahmen aber nur drei Neonazis auf der Anklagebank Platz: zwei Verfahren wurden abgetrennt. Übrig blieben Sebastian Thom, Tilo Paulenz und Samuel B. In der Anklage ging es auch um die Brandanschläge auf Ferat Koçak und Heinz Ostermann. Paulenz und Thom wurden bezüglich dieser Vorwürfe Anfang Februar 2023 freigesprochen. Die Nebenklage von Ferat Koçak bezeichnete das Verfahren als Farce.

Wir sprechen zunächst mit Ferat Koçak, Heinz Ostermann und Christiane Schott. Alle drei sind vom rechten Terror in Neukölln betroffen. Ferat Koçak ist Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin (MdA). Am 1. Februar 2018 überlebten er und seine Familie einen rechten Brandanschlag auf ihr Haus. Seitdem kämpft er um Aufklärung. Er war Mitglied im 1. Teil des Neukölln-Untersuchungsausschuss und Nebenkläger im Neukölln-Prozess. Heinz Ostermann betreibt die Buchhandlung Leporello in Rudow und wurde wiederholt zum Ziel rechter Gewalt. Auf sein Autos wurden 2016 und erneut 2018 Brandanschläge verübt. Er engagiert sich bei der Initiative „Rudow empört sich“. Christiane Schott war langjährige Bewohnerin der Hufeisensiedlung in Neukölln. Sie und ihre Familie wurden über zehn Jahre hinweg immer wieder von Neonazis terrorisiert. Ab 2011 wurden das Haus und die Autos der Familien angegriffen und beschmiert, Fenster wurden eingeworfen, der Briefkasten gesprengt. Sie engagiert sich unter anderem in der Initiative „Basta!“.

Wir sprechen außerdem mit Franziska Nedelmann, Rechtsanwältin und Nebenklagevertreterin von Ferat Koçak im Neukölln-Prozess über ihre rechtliche Einschätzung. Im Vorfeld des Prozesses musste sie einklagen, dass es diese Nebenklage im Prozess überhaupt gibt, weil das Gericht dies zunächst abgelehnte.